Reinhardt hat geschrieben:
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Fazit:
in jedem Einzelfall mag es zwingend geboten sein, eine bestimmte Vintage-Gitarre kaufen zu müssen aufgrund guter Argumente und einmaliger Eindrücke, generell statistisch gesehen ist davon eher abzuraten.
So jedenfalls meine Erfahrung mit ca. 50 eigenen Gitarren, etlichen Gesprächen mit (Vintage)händlern und hunderten getesteter Gitarren von 1930 bis 2019.
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Tut mir leid, aber jetzt wird es endgültig absurd: Gitarren kaufen aufgrund "genereller Statistik". Mal abgesehen davon, dass es doch wohl in der Natur von Statistik liegt, "generell" zu sein, was ist denn aus dem guten alten "Ich nehme eine Gitarre in die Hand, spiele sie, fühle und höre und bilde mir dann ein Urteil" geworden?
Und jetzt mal Butter bei die Fische: Wieviel Gibson Les Paul Goldtops aus dem Jahr 1953 (das ist nämlich Gegenstand unseres threads) hast Du schon mal in der Hand gehabt und gespielt? Wieviel Gibsons überhaupt aus den fünfziger Jahren? Und wieviele Fender Gitarren aus den Fünfzigern ? Oder meinetwegen aus den Sechzigern? Und war dieser Anzahl dieser Gitarren so groß, dass sie eine relevante statistische Grundgesamtheit ergeben um eine Verallgemeinerung wie "generell abraten" rechtfertigen?
Mir gefällt der Reinhardt deutlich besser, der vor zwei Monaten das hier geschrieben hatte:
Der hatte dabei ein Kabel, ein Tweed, eine 62er-335 in fabrikneuem Zustand, eine moderne Reissue mit identischer 62er-Hardware und-Elektronik sowie eine 58er-Strat und ihre Masterbuild-Reissue mit Mods des Caps und des Vibratos, aber mit den derzeitigen Pickups.
Für mich: Die Gibsons Geschmackssache. Für bissigeren Rock wäre die neue (die sich ja nur im Holzalter unterschied) die clevere Wahl, von der Musikalität und dem geschlossenen Gesamtbild und der Obertonkippung war die alte ehrlich gesagt etwas, das ich so authentisch noch nie gehört hatte. Der Unterschied war, sagen wir mal, merklich.
Bei der Strat war der Unterschied eklatant. Die 58er klang so rund, knorpelig und musikalisch, wie ich es schon seit Jahrzehnten suche, aber nie fand. Die Reissue klang wie eine normale Strat heute halt so klingt und man denkt, dass eine Strat klingen müsse. Aber der Unterschied war himmelweit. Die alte konnte man auf dem Steg spielen, alle Potis auf, das klang nicht nur erträglich, das klang cool. Die Bass-Saiten an sich klangen unglaublich, fast wie ein akustisches Instrument.
Beide alten Gitarren hingen auch auffällig gut am Gas, je nach Anschlaghärte und -position oder Potistellung waren damit völlig andere Klänge und Zerrtexturen erzeugbar. Dagegen wirkten die beiden ja auch bereits schweineteuren Reissues regelrecht billig.
Die Reissues sind musikalisch näher an einem 600-Euro-Modell als am 60000-Euro-Vintage-Instrument. So gesehen stimmt die Preisrelation bei Vintage-Gitarren, wenn sie denn gut hergerichtet sind, wieder. Wobei der Udo glaubhaft vermittelte, dass die Quali-Streuung bei den alten bedeutend höher sei als bei den neuen.
Persönliche Erfahrung im Einzelfall anstatt Verallgemeinerungen aufgrund gefühlter Statistik.
Wobei an jenem Tag die "statistische" Ausbeute doch wohl ziemlich eindeutig war: Stichprobe= 2 , Großartige Instrumente= 2 .
