Meine erste Strat, eine gebrauchte Tokai 1962er-Replika, habe ich 1987 gekauft.
So ein verwirrter Country-Rock'n'Roller hatte sich bei Rockinger sein Träumchen bauen lassen und musste das wohl teilweise refinanzieren (Abt. Strat mit Vogelaugenahorn-Decke, translucent dunkelblau gebeizt und hochglanzlackiert, verchromtes Metall-Pickguard, HSS, U-Bahn-Bremsmechanismus-Trem (Trutune oder Freudlos?), und ich glaube, Miniswitches für die Pickups - furchtbar damals wie heute, klang aber gut).
Ich mochte den Strat-Sound, aber ernsthaft spielen wollte ich die nicht (Dyed-in-the-wool-Les Paul-Semiacoustic-Acoustic-Spieler).
Aber nachdem ich soviel darüber gehört und gelesen hatte, interessierte mich die technische Realisierung der Ideen, also das Design.
Angenehm handlich, sehr leicht im Vergleich zur LP und die Mensur war nie ein Problem, weil ich erstens Klodeckelhände habe und zweitens eine Dreadnaught mit 65er Mensur spiele (und Bass, aber das ist 'n anderes Thema).
Farbe leider nicht 2-tone sunburst, schwarz oder irgend so eine geile Custom-color, sondern vintage white. Na gut, ist dezent, hat Hendrix bei Little Richard auch gespielt.
Nicht, dass Hendrix mir damals wichtig gewesen wäre, ich hatte schon immer ein Problem mit drastisch verstimmten Gitarren.
Die Hardware und die Pickups der Tokai waren richtiger Dreck.
Also habe ich eine gute Idee vor lauter Ungeduld schlecht realisiert und das Ding mit einem 2-Bolzen-Messerkanten-Trem von Gotoh sowie Schaller-Locking-Mechaniken mit diesen hässlichen schwarzen Rändelschrauben und den auf einer Strat deplazierten, eckigen Flügeln ausgerüstet.
Nun war sie verstimmungsfrei und spielte sich super.
Klang aber verstärkt immer noch schrenging-blechern und im Laufe der Jahre habe ich vier Tremblöcke aus Guss damit zerfetzt.
Kurz bevor ich mir einem Block aus Werkzeugstahl basteln (lassen) wollte (die Bohrungen der Gotoh-Grundplatte passen leider nicht zu den handelsüblichen Standards), sagte Jas (damals noch Guitar Village), als ich mal wieder seine Restekiste nach Block No. 5 durchwühlte:
"Kauf Dir ein ordentliches Vintage-Trem aus Stahl, mit sauber gesenkten Schraublöchern und gehärteten Schrauben.
Lass die Einschlaghülsen vom Gotoh, wo sie sind, und benutze nur die mittleren vier Schrauben.
Sustain und Stimmstabilität sind unproblematisch, wenn die Gitarre ansonsten was taugt.
Die Leute reden bloß ein bisschen viel Unsinn, wenn der Tag lang ist."
Habe ich so gemacht und auch gleich die Mechaniken gegen vernickelte Klusons mit der Lockingschraube auf der Rückseite ausgetauscht.
Siehe da, guter Trockensound, keine Stimmprobleme und die mir genehme Optik.
Bloss verstärkt klang sie immer noch unstrathaft - Barrenmagneten-Schundpickups eben.
Prima für David-Lindley-Cheapo-Trash-Sounds, aber ansonsten ...
Aber seit ich vor zwei Jahren Leo Sounds 60er Standard-Pickups (in einer Schaltung, die lt. "Experten"-Meinung niemals funktionieren kann) eingebaut habe, fallen die Leute reihenweise auf den Scheiss-Fender-Decails herein, den der Vorbesitzer vor 30 Jahren dilletantisch auf die Kopfplatte gepappt hat.
Hier isse und bei mir bleibtse:

Die Story meiner zweiten Strat folgt.
Cheers,
Nick