Betreuungsgeld

Josef K

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Josef K » Sa 21. Apr 2012, 11:43

Tom hat geschrieben:So wie sich das ganze Forum im Grunde nur um MICH dreht..


Ich muß doch sehr bitten. Schließlich ist alles hier meine Erfindung!

buttrock

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon buttrock » Sa 21. Apr 2012, 11:45

Tom hat geschrieben:Ich persönlich möchte Kulturkampf, Wissenschaft, Religion, die Deutung der Wahrnehmung und die Wahrnehmung u.v.m selber nicht mehr so deutlich voneinander abgrenzen.
Ich persönlich finde es im Alter spannender, die Fragen, die sich mir so stellen durch mehrere scheinbar getrennten Deutungshoheiten durchzupermutieren.

Und zur Psychoanalyse: die klassische, ob Freud oder Jung gibts doch schon soooooo lange nicht mehr.
Und Leute wie Adler oder Reich sind doch echt dufte.

Mir persönlich gefällt das Bild, das die Psychoanalyse vom Menschen hat sehr gut. Ich muss sagen, ich orientiere mich immer noch danach.


Das Problem, dass ich mit der Psychoanalyse habe, ist nicht das Menschenbild, das durchaus plausibel ist, sondern die Übertragung von der privaten in eine "politische" Sphäre. In diesem Prozess werden komplexe Problemstellungen und Mechanismen allzu oft auf die psychische Disposition der Akteure in Gestalt von Gesellschaften oder noch simplifizierender in Gestalt von Individuen (der gestörte(damit böse) Finanzminister, Konzernchef...) zurückgespielt. Das lähmt in der Endkonsequenz die Möglichkeit, die Verhältnisse auch nur zu kritisieren, da Macht und Herrschaft nicht in erster Linie durch "Beschaffenheit" der Individuums entstehen sondern umgekehrt diese erst formen. Jo sorry, im Grunde halt marxistisch. :dontknow:

buttrock

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon buttrock » Sa 21. Apr 2012, 11:50

Josef K hat geschrieben:@Buttrock: Jaja, schon klar. So denkt man über psychisch Kranke: Menschen, die nicht wirklich krank sind werden behandelt von Menschen, die nicht wirklich Ärzte sind.


Depression bekommen Memmen, aber hat man einen Burnout (kein psychiatrischer Begriff übrigens), dann klingt das nach einem Helden der Arbeit, der sich für seine Kollegen totgeschuftet hat! Super.....

Die Wirksamkeit von Therapien wird, wie in anderen Disziplinen auch, mit Doppel-Blind-Studien überprüft... :roll:


Wie oben geschrieben, das ist ganz und gar nicht das was ich meine. Ich habe zum Beispiel während meines Zivildienstes in einer Einrichtung für psychisch Kranke gearbeitet und auf diese Praxis zielt meine Kritik nicht. Aber aus den Diskursen einer Therapeuten-Praxis, deren Sinn in keinster Weise von mir bestritten wird, die Werkzeuge für politische Debatten zu basteln halte ich für zu einfach und manchmal für gefährlich.

Josef K

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Josef K » Sa 21. Apr 2012, 11:56

buttrock hat geschrieben:da Macht und Herrschaft nicht in erster Linie durch "Beschaffenheit" der Individuums entstehen sondern umgekehrt diese erst formen.


Andersrum wird ein Schuh draus: Die Borderline-Persönlichkeit 'befähigte' z.B. Amy Whinehouse so hell zu strahlen, wie die narzisstisch 'überbetonte' Persönlichkeit des Herrn Ackermann ihn dazu befähigte, so zu handeln.

buttrock

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon buttrock » Sa 21. Apr 2012, 11:58

Das seh ich anders, damit müssen wir leben.

Josef K

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Josef K » Sa 21. Apr 2012, 12:12

buttrock hat geschrieben: damit müssen wir leben.


Ich nicht! ;)

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Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Matt 66 » Sa 21. Apr 2012, 15:22

Was für ein Thread...

pipilotta

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon pipilotta » Sa 21. Apr 2012, 18:11

Jo.... ähm ja ... genau... Kinderbetreuung... Geld...

Die Diskussion ist eigentlich müßig, da sich für viele Eltern die Frage schlicht und ergreifend nicht stellt, OB sie ihre Kinder "weggeben" oder nicht.
Soziale, wirtschaftliche und einfachste Sachzwänge nötigen Sie dazu, dass zu tun. Deswegen finde ich die oftmals moralisch verklärten Diskussionen darüber... nun... sehr amüsant.

Tom

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Tom » Sa 21. Apr 2012, 18:41

Nun, DASS sich die Frage stellen kann, dafür sollte doch die Politik sorgen, nichwaa?

Es wurden ja im Faden mehrere Ebenen des Themas angeschnitten, wie etwa ob Männer die besseren Frauen sein dürfen oder dass frühkindliche Bindungen überbewertet werden usw.

Das ist so hier im Forum, lässt sich ja immer wieder beobachten, sozusagen die freie Assoziation als kreativer Pool.
Ich mag das sehr, der Admin findet die Grenze zum Spam oft viel früher als ich persönlich.

Wenn ein Faden aufgeräumt nur ein Thema behandeln soll, strukturiert und ohne Zwischenrufe wär (und ist) mir immer brutal langweilig. Und ich will mich hier in einem möglichst guten Licht darstellen und dabei gut unterhalten werden.
Wofür zahlt euch denn meine Mutter, hä?

Für mich ist der Wunsch nach vereinheitlichter Struktur (egal von wem auch immer geäussert) sowieso der verzweifelte Versuch, etwas kontrollieren zu wollen, was sich dieser Art der Gestaltung entzieht.

Es lebe das Chaos!
Nieder mit dem Privateigentum!
Ähhh . . . Ding!
Zuletzt geändert von Tom am So 22. Apr 2012, 12:33, insgesamt 1-mal geändert.

Tom

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Tom » Sa 21. Apr 2012, 18:48

Josef K hat geschrieben:
buttrock hat geschrieben:da Macht und Herrschaft nicht in erster Linie durch "Beschaffenheit" der Individuums entstehen sondern umgekehrt diese erst formen.


Andersrum wird ein Schuh draus: Die Borderline-Persönlichkeit 'befähigte' z.B. Amy Whinehouse so hell zu strahlen, wie die narzisstisch 'überbetonte' Persönlichkeit des Herrn Ackermann ihn dazu befähigte, so zu handeln.


So weit will ich nicht gehen. Klinische Krankheitsbilder taugen nicht zur Persönlichkeitsbeschreibung. Das ist ein sehr sehr verkürzender Blick. Noch nicht mal in der Psychiatrie wünscht man sich diese Reduzierung, oder?

Und ich persönlich glaube, daß eine ständige, lebendige und komplexe Wechselwirkung zwischen Formung des Individuums und der Gestaltung von Macht und Herrschaft besteht. Die Frage als potentiell fremdbestimmter Mitteleuropäer ist doch: was hab ich davon? Warum mach ich mit? Kann ich aus meiner Haut und warum nicht?

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Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Mr Knowitall » So 22. Apr 2012, 09:59

buttrock hat geschrieben:
Tom hat geschrieben:Ich persönlich möchte Kulturkampf, Wissenschaft, Religion, die Deutung der Wahrnehmung und die Wahrnehmung u.v.m selber nicht mehr so deutlich voneinander abgrenzen.
Ich persönlich finde es im Alter spannender, die Fragen, die sich mir so stellen durch mehrere scheinbar getrennten Deutungshoheiten durchzupermutieren.

Und zur Psychoanalyse: die klassische, ob Freud oder Jung gibts doch schon soooooo lange nicht mehr.
Und Leute wie Adler oder Reich sind doch echt dufte.

Mir persönlich gefällt das Bild, das die Psychoanalyse vom Menschen hat sehr gut. Ich muss sagen, ich orientiere mich immer noch danach.


Das Problem, dass ich mit der Psychoanalyse habe, ist nicht das Menschenbild, das durchaus plausibel ist, sondern die Übertragung von der privaten in eine "politische" Sphäre. In diesem Prozess werden komplexe Problemstellungen und Mechanismen allzu oft auf die psychische Disposition der Akteure in Gestalt von Gesellschaften oder noch simplifizierender in Gestalt von Individuen (der gestörte(damit böse) Finanzminister, Konzernchef...) zurückgespielt. Das lähmt in der Endkonsequenz die Möglichkeit, die Verhältnisse auch nur zu kritisieren, da Macht und Herrschaft nicht in erster Linie durch "Beschaffenheit" der Individuums entstehen sondern umgekehrt diese erst formen. Jo sorry, im Grunde halt marxistisch. :dontknow:



Das ist eine Meinungsäußerung und sonst nichts! Da kannst du gleich bei der Psychoanalyse bleiben.

Tom

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Tom » So 22. Apr 2012, 10:40

Geh doch zum Spiegel, brena!

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Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Mr Knowitall » So 22. Apr 2012, 10:51

Jeden Morgen! Ich bin immer noch da!

Tom

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Tom » So 22. Apr 2012, 11:15

Das ist DEINE Meinung.

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Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Mr Knowitall » So 22. Apr 2012, 11:24

Gibts noch andere, die von Belang sind?

http://youtu.be/CGeAMVK75T4

Josef K

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Josef K » So 22. Apr 2012, 11:53

Tom hat geschrieben:
So weit will ich nicht gehen. Klinische Krankheitsbilder taugen nicht zur Persönlichkeitsbeschreibung. Das ist ein sehr sehr verkürzender Blick. Noch nicht mal in der Psychiatrie wünscht man sich diese Reduzierung, oder?



Psychiatrie heißt nicht nur Leid. Es gibt so viele Dinge, die psychisch Kranke besser können als Gesunde. Schizophrene erschaffen die phantasievollsten Kunstwerke, Depressive sind die nachdenklichsten Philosophen, Suchtkranke schreiben die ergreifendsten Bücher (5 der 7 US-amerikanischen Literaturnobelpreisträger waren Schwerstalkoholiker), und Menschen mit Borderline-Störungen lassen die emotionalste Musik entstehen ("Club 27"). Maniker weisen uns darauf hin, dass seelische Gesundheit eine Illusion ist, die noch nicht einmal erstrebenswert ist. Angstpatienten führen uns vor, wie man Furcht in Erfolg umwandeln kann. Sozial ängstliche Menschen demonstrieren uns, wie wir respektvoller miteinander umgehen können........

Was jetzt nicht heißt, wir sollten uns mit seelischen Krankheiten abfinden! Es gibt keine psych. Erkrankung, die nicht durch eine geeignete Behandlung gebessert werden kann.

Schlimm ist die oft geringschätzige Meinung gegenüber seelisch Kranken und die Zunft der Psychiater und Psychologen! Deswegen bleiben viele Betroffene unbehandelt.......
Zuletzt geändert von Josef K am So 22. Apr 2012, 14:01, insgesamt 1-mal geändert.

Tom

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Tom » So 22. Apr 2012, 13:02

Josef K hat geschrieben:Psychiatrie heißt nicht nur Leid.

Schon. Aber psychisch krank zu sein heisst Leid, und dass auf eine ziemlich brutal Weise für Betroffene und Angehörige.
Schizophrene erschaffen die phantasievollsten Kunstwerke, Depressive sind die nachdenklichsten Philosophen, Suchtkranke schreiben die ergreifendsten Bücher (5 der 7 US-amerikanischen Literaturnobelpreisträger waren Schwerstalkoholiker) (....)

Ich bin ja hier ganz bei dir, das glaub ich weisst du auch. Ich wehre mich nur dagegen, daß echte psychische Erkrankungen in irgendeiner Weise verharmlost wird. Und ich red nicht von den Menschen ausserhalb der Psychiatrie, denen von Therapeuten geholfen wird oder die sogar auf Therapie zwingend angewiesen sind.
Es gibt keine psych. Erkrankung, die nicht durch eine geeignete Behandlung gebessert werden kann.

Das bezweifle ich inzwischen. Leider. Ich habe lang ganz ganz fest daran geglaubt. Und nicht nur wegen Einer flog über das Kuckucksnest, ich hab mich als Laie schon versucht fachlich damit auseinanderzusetzen.

Seit ich vor drei Jahren am Grab meines Ex-Bassisten stand, hat sich zumindest mein Bild von psychischer Erkrankung sehr verändert, was meine persönliche "Alice-Miller-symbiotisch-schwangeres-Wohlfühl-Betroffenheit" angeht.

Ich musste lernen, daß eine psychische Erkrankung sich dadurch auszeichnet, daß der Betroffene völlig die Kontrolle verliert.
Und zwar so richtig. Ich hab das über einen Zeitraum minutiös mitbekommen.
Und in dem Moment, als besagter Bassist schreiend im Kreis um einen Laternenmast herumgerannt ist, hab ich nicht gedacht: "In einer Therapie wird sich alles auflösen"
Seine Mutter ist, als er ein Kind war aus dem Kinderzimmerfenster gesprungen (er war in diesem Moment nicht im Raum).
Seine Familie hat ihm bis ins Erwachsenenalter erzählt, daß seine Mutter bei einem Unfall gestorben ist.
Er selber hat die Wahrheit erst viel später über Ecken herausgefunden, Stück für Stück. Er hat lange Zeit keine Probleme gehabt, die "Psychose" (?) ist erst ca. 5 Jahre vor seinem Tod "ausgebrochen".

Er hat zu mir gesagt: "Warum tötet sich eine Mutter, Tom? Weil ihre Kinder ihr es nicht wert sind, daß sie weiter lebt. Also war ich ihr nicht wertvoll genug, daß sie weiterleben wollte. Deshalb bin ich an ihrem Tod schuld. Ich bin böse, ich bin der Teufel."

Und dann ist er ihr letztendlich gefolgt und hat sich vor vier Jahren umgebracht.

Er war in Behandlung, medikamentös und therapeutisch, teilweise stationär, meist ambulant.
2 Wochen vor seinem Suizid gab es einen Versuch, aber sie haben ihn tragischerweise nicht stationär behalten.

buttrock

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon buttrock » So 22. Apr 2012, 13:33

Und es gibt halt auch Depressionen und Psychosen, die leider keine "positiven" Begleiterscheinungen haben. Diese Romantisierung ist auch eine Form des "Nicht-Ernstnehmens". Die Leute mit denen ich zu tun hatte haben in erster Linie gelitten, genau wie unter einer physischen Krankheit.

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Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Mr Knowitall » So 22. Apr 2012, 13:50

Positiv für die Kultur, nicht für den Leidenden, das ist doch klar.
Wer nicht mehr leidet als der Rest, kann auch nicht zu tieferen Einsichten gelangen als der Rest.
Das heißt natürlich nicht, dass ein jeder Leidende zum Kulturschaffenden taugt.
Wenn das Leiden zu groß wird, ist es damit vorbei.

http://en.wikipedia.org/wiki/David_Foster_Wallace

Und natürlich kann nicht jedem geholfen werden, so wie auch das beste Geländer nicht jeden davon abhält, sich das Genick zu brechen.

Josef K

Re: Betreuungsgeld

Beitragvon Josef K » So 22. Apr 2012, 14:04

buttrock hat geschrieben: Diese Romantisierung .


Die Mitglieder des sog. "Club 27" sind alle tot. Keine so alltagssprachlich 'romantische' Gegebenheit......


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