Tom hat geschrieben:
Agathe sagt:
Wir müssen nicht nur die Schönheit in der Reibung und in der Neigung, ja in der Schräge finden, wir müssen sie auch zu suchen bereit sein.
Warum soll Harmonie eigentlich Schönheit abbilden? Hm? Sag?
Warum soll etwas Ausgewogenes mir ein ästhetisch ansprechendes Erleben von zeitlichem Verstreichen bereiten?
Los? Sag?
Ne im Ernst und im Martin (und in Jutta): wir könnten doch auch mal hinterfragen, warum die Dissonanz an sich nicht fähig sein soll Schönheit abzubilden. Direkt und unmittelbar ohne erklärerischen Umweg.
Die Sache scheint mir reichlich kompliziert zu sein, weil man da schon mal zwei Relativierungen beachten sollte:
1. historisch (siehe Butt): Was in der einen Zeit als harmonisch und ausgwogen gilt, gilt in andere Zeit als dissonant.
2. subjektiv: dem einen erscheints harmonisch, dem anderen nicht.
Und dann: schön heißt ja nicht harmonisch und ausgewogen. Wenn es zu harmonisch und ausgewogen wird, wird es schlicht langweilig, eintönig, auf jeden Fall nicht schön. Schön heißt doch: Wechsel von Harmonie und Dissonanz, Spannung und Auflösung.
Und das ist furchtbar kompliziert, finde ich. Zum Beispiel dieses Stück von ich glaube Cage, das nur aus Stille bzw. Nicht-Spielen besteht (wie heißt das? 4:17 oder so ähnlich?). Da könnte man ja nun meinen, das sei grenzenlos unschön, weil es ja gar keine Spannung enthalten kann, weil es ja nichts enthält. Es sei pure Monotonie, quasi das An-sich der Monotonie. Aber nun denke man sich in den Konzertsaal hinein und das Orchester spielt verdammt noch mal Minuten lang nicht. Dann merkt man wohl doch sehr schnell, dass da eine enorme Spannung ist. Aber das ist nicht mehr Spannung zwischen musikalischen Elementen, sondern zwischen - na, sagen wir - Pause und Rezeptionshaltung und Konvention und Situation ...
Und so und unter Beachtung der obigen Relativierungen wird die Sache mit der Harmonie, der Symmetrie und der Ausgewogenheit schnell ziemlich komplex und unübersichtlich. Und DAS finde ich auch schön.
Gruß
T.