Noise

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Mr Knowitall
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Re: Noise

Beitragvon Mr Knowitall » Do 19. Mai 2011, 21:34

Wie würdest du das Gedicht interpretieren?
Es ist ein spanisches Gedicht.
Die Übersetzung ist aber okay.
Ich denke man kann da auch als Laie schon zu einer guten Interpretation kommen. (Tip: das lyrische Ich ist wohl ein/der Dichter)
Mein Prof hat aber alles völlig unverständlich ausgedrückt.
Sein Aufsatz ist imho mit Absicht so geschrieben, dass ihn keiner (auf Anhieb) versteht. Blendwerk.

Eigentlich hatte ich das nicht beabsichtigt, aber irgendwie hat das Gedicht schon einen Bezug zum Thema.

buttrock

Re: Noise

Beitragvon buttrock » Fr 20. Mai 2011, 08:03

Okay, da kurzfristig das Real-life dazwischen kam, mein verspaeteter Beitrag zu unserm frisch eroeffnenten Lyrik-Club:
Es geht denke ich fuer mich da um Indentitaet und die unsicherheit des Lyrischen Ichs bezueglicher dieser. Der Tip mit dem Dichter weisst in die Richtung, dass die Nacht die Leserschaft darstellen koennte in der sich das Ich Sicherheit verschaffen moechte. Er bezeichnet die Nacht ja auch als "stage". Dies kann die Nacht nicht leisten und sieht die Seele des Dichters nur als ein Spiegel-Labyrinth, dass sich dem Zugang von aussen entzieht. Der Dichter verlangt also zuviel wenn er davon ausgeht, dass er sich von aussen Sicherheit ueber die Echtheit seiner Emotionen und seiner Identitaet verschaffen will.

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lady starlight
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Re: Noise

Beitragvon lady starlight » Fr 20. Mai 2011, 09:34

...ich weiß, ich bin spät dran, muss aber trotzdem noch was dazu sagen...

buttrock hat geschrieben:und ob im Dom zu Linz so richtig getanzt wurde, weiss ich jetzt nicht.


Ich weiß das! :wave: :wave:

Hab auch schon im Dom zu Linz getanzt...und laut E-Gitarre gespielt...und meinen Marshall im Presbyterium aufgebaut...und Bruckner Te Deum gesungen...und und und...

:thanx:

lgls

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Matt 66
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Re: Noise

Beitragvon Matt 66 » Fr 20. Mai 2011, 09:53

Mr Knowitall hat geschrieben:
Matt 66 hat geschrieben:Ach so... ich geh jetzt übrigens Fussball schauen... 8-)



Und du redest von Intellekt? :laughter:


Ich sehe, Du hast den Gag verstanden. Prima! :up: ;-)


Ich schrieb ja oben auch, dass das mit dem Nachdenken wohl ein Fehler war. Ich glaube, dumme Menschen sind grundsätzlich glücklicher als jene, die ständig über irgendwas nachdenken müssen.

Ich glaube aber auch daran, dass es richtig ist, sein Hirn einzuschalten und sich weiterzuentwickeln. Dass dabei auch Atombomben rauskommen... okay... stehe ich auch nicht drauf, klar, aber wo kein Licht, da auch kein Schatten.

Bevor mir hier aber Eitelkeit unterstellt wird: ich halte mich nicht für sonderlich intelligent. Ich bin sehr wenig belesen, kenne mich in vielen Bereichen null aus. Ich VERSUCHE aber so viel wie möglich zu lernen, zu verbessern. Und im Bereich Musik maße ich mir jetzt mal an, schon einen gewissen Über- und Durchblick zu haben. Damit meine ich gar nicht mal die reine Repertoirekenntnis, sondern die übergeordneten Zusammenhänge. Warum macht der Mensch überhaupt Musik? Wo kommt das alles eigentlich her? Wie funktioniert das alles?
Und hier ist eben mein Punkt: Musik kann in gewisser Weise auch intelligent sein. Wenn irgendwelche Ballermanndödel zu Technobeats ihre Pillen einwerfen und sich daran berauschen und happy sind, befriedigt das nur das "animalische". Das kann für einen Moment lang auch lustig sein, ich selbst erwische mich regelmäßig auf einer Bierbank stehend und "Fürstenfeld" mitgröhlend, aber in dem Moment wo ich das Hirn wieder einschalte, erkenne ich, dass in einem (um jetzt mal in der U-Musik zu bleiben, weil Bruckner jetzt ja unfair wäre...) Song von Nek hundert Mal mehr Hirn steckt als in dem Noise da oben auf Seite 1.
Andersrum gefragt: wo würden wir (die Menschheit als solches) stehen, wenn alle nur solche Musik machen und hören würden? Daher mein Versuch eine Analogie zur Esskultur zu ziehen. Es kann nicht alles nur triebgesteuerter Spaß sein, sondern man muss auch das Hirn benutzen, auch in der Musik. Das meinte ich mit Intellekt.

MAN HÖRT NUR WAS MAN WEISS!!!

Wichtigster Satz in der Musik ever!

buttrock

Re: Noise

Beitragvon buttrock » Fr 20. Mai 2011, 10:10

So weit so nicht falsch. Der Fehler der dir unterlaeuft, ist dass du davon ausgehst, dass der intellektuelle Gehalt von Musik an der handwerklichen Perfektion oder der musiktheoretischen Komplexitaet und ausschliesslich daran gemessen werden kann. Und das ist einfach eine zu enge Sicht. Nehme man ein typisches Indiebeispiel, die Gruppe Sonic Youth. Das sind Leute deren Background nicht in der Musikszene sondern in den bildenden Kuensten liegt. Die wissen was sie tun, wenn sie zB eine Gitarre einfach als Geraeuscherzeuger benutzen ohne sich mit den "Regeln" die es fuers Gitarrenspielen und das finden von Melodien/Harmonien gibt weiter zu belasten. Der intellektuelle Gehalt ist hier in den Strategien der Band zu sehen, mit denen gerade diese Regeln gebrochen werden sollen, in den Ueberlegungen wie man mit Werkzeugen die einem erstmal fremd etwas zu schaffen. Wobei die Traditionen dieser Werkzeuge keine Rolle spielen weil gerade die Unvoreingenommenheit ausgelotet werden soll. Wenn man das handwerkliche Un- oder Mindervermoegen einiger Bands die grob gesprochen zu diesem Indiedunstkreis gehoren anklagt und das dann mit Ballermann Techno auf eine Stufe stellt, uebersieht man halt den Zweck der Uebung.

Zakk_Wylde
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Re: Noise

Beitragvon Zakk_Wylde » Fr 20. Mai 2011, 10:16

Der Fehler, der dir unterlaeuft, ist dass der ...Gehalt von Musik an der musiktheoretischen Komplexitaet ....gemessen werden kann.


Das ist das Problem, bzw. Matts persönliche Limitierung.

Nicht nur, dass es bestimmte kunsttheoretische Ansätze ignoriert, wie Du jetzt bemängelst. Es ist insgesamt die Reduktion der Musik auf den Plot oder eine bestimmte "raffinierte" Struktur. D.h. die ganze Emotion bleibt ausgegrenzt. Verkopftes Hören kann man dazu sagen.

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Matt 66
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Re: Noise

Beitragvon Matt 66 » Fr 20. Mai 2011, 10:20

Moooooooooment. Auf eine Stufe stellen würde ich das ja auch nie. Und ich würde auch nicht sagen, dass das nur "an der handwerklichen Perfektion oder der musiktheoretischen Komplexitaet und ausschliesslich daran gemessen werden kann."
Unsinn! Würde ich nie behaupten! Ich finde auch 4,33 von Cage toll! Über Handwerk und Musiktheorie kommt man da nicht weiter... ;)

Es geht doch darum, die Absicht dahinter zu erkennen. Ich kenne SY jetzt nicht so wirklich, aber was ich bislang so gelesen habe und nun von Dir lese, scheinen die sich ja schon was dabei zu denken. Und dann ist das doch okay! Gar kein Problem! Wenn ich das als Hörer entprechend erfasse. Das Ballermann Beispiel bezog sich auf den Hörer! Meine Kritik richtet sich aber an die Musiker, die meinen mit 2 verstimmten Gitarren und Monotonie die Welt verbessern zu wollen. Da entdecke ich einfach kein Hirn.

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Re: Noise

Beitragvon Matt 66 » Fr 20. Mai 2011, 10:23

Zakk_Wylde hat geschrieben:Das ist das Problem, bzw. Matts persönliche Limitierung.

Nicht nur, dass es bestimmte kunsttheoretische Ansätze ignoriert, wie Du jetzt bemängelst. Es ist insgesamt die Reduktion der Musik auf den Plot oder eine bestimmte "raffinierte" Struktur. D.h. die ganze Emotion bleibt ausgegrenzt. Verkopftes Hören kann man dazu sagen.



Unsinn! Kopf UND Herz!!! Darum geht`s!
Neulich war Altkanzler Schmidt im TV. Der sagte: "es gibt Musik, die spricht mehr die Seele an, und es gibt Musik, die spricht mehr den Verstand an". Und der scheint mir schon ein durchaus intelligenter Mann zu sein.

Man kann einem Blinden nur schwer die Vielfalt der Farben erklären.

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Re: Noise

Beitragvon Matt 66 » Fr 20. Mai 2011, 10:27

Warum machen Menschen Sudoku, obwohl`s doch so verkopft ist und so anstrengend und so ohne Emotion?
Weil es auch eine Befriedigung sein kann, sein Hirn zu nutzen!

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Re: Noise

Beitragvon Zakk_Wylde » Fr 20. Mai 2011, 10:29

Matt 66 hat geschrieben:
Zakk_Wylde hat geschrieben:Das ist das Problem, bzw. Matts persönliche Limitierung.

Nicht nur, dass es bestimmte kunsttheoretische Ansätze ignoriert, wie Du jetzt bemängelst. Es ist insgesamt die Reduktion der Musik auf den Plot oder eine bestimmte "raffinierte" Struktur. D.h. die ganze Emotion bleibt ausgegrenzt. Verkopftes Hören kann man dazu sagen.



Unsinn! Kopf UND Herz!!! Darum geht`s!
Neulich war Altkanzler Schmidt im TV. Der sagte: "es gibt Musik, die spricht mehr die Seele an, und es gibt Musik, die spricht mehr den Verstand an". Und der scheint mir schon ein durchaus intelligenter Mann zu sein.

Man kann einem Blinden nur schwer die Vielfalt der Farben erklären.


Gut, dass Du das sagst.

buttrock

Re: Noise

Beitragvon buttrock » Fr 20. Mai 2011, 10:30

Matt 66 hat geschrieben:
Zakk_Wylde hat geschrieben:Das ist das Problem, bzw. Matts persönliche Limitierung.

Nicht nur, dass es bestimmte kunsttheoretische Ansätze ignoriert, wie Du jetzt bemängelst. Es ist insgesamt die Reduktion der Musik auf den Plot oder eine bestimmte "raffinierte" Struktur. D.h. die ganze Emotion bleibt ausgegrenzt. Verkopftes Hören kann man dazu sagen.



Unsinn! Kopf UND Herz!!! Darum geht`s!
Neulich war Altkanzler Schmidt im TV. Der sagte: "es gibt Musik, die spricht mehr die Seele an, und es gibt Musik, die spricht mehr den Verstand an". Und der scheint mir schon ein durchaus intelligenter Mann zu sein.

Man kann einem Blinden nur schwer die Vielfalt der Farben erklären.

Ich versuchs ja trotzdem :mrgreen:

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Re: Noise

Beitragvon Matt 66 » Fr 20. Mai 2011, 10:39

Zakk_Wylde hat geschrieben:Gut, dass Du das sagst.


Gut, dass Du Dich angesprochen fühlst.

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Re: Noise

Beitragvon Matt 66 » Fr 20. Mai 2011, 10:40

buttrock hat geschrieben:Ich versuchs ja trotzdem :mrgreen:


Siehste, auch das verbindet uns. ;-)

buttrock

Re: Noise

Beitragvon buttrock » Fr 20. Mai 2011, 10:41

:dr01:

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Re: Noise

Beitragvon Mr Knowitall » Sa 21. Mai 2011, 11:06

buttrock hat geschrieben:Okay, da kurzfristig das Real-life dazwischen kam, mein verspaeteter Beitrag zu unserm frisch eroeffnenten Lyrik-Club:
Es geht denke ich fuer mich da um Indentitaet und die unsicherheit des Lyrischen Ichs bezueglicher dieser. Der Tip mit dem Dichter weisst in die Richtung, dass die Nacht die Leserschaft darstellen koennte in der sich das Ich Sicherheit verschaffen moechte. Er bezeichnet die Nacht ja auch als "stage". Dies kann die Nacht nicht leisten und sieht die Seele des Dichters nur als ein Spiegel-Labyrinth, dass sich dem Zugang von aussen entzieht. Der Dichter verlangt also zuviel wenn er davon ausgeht, dass er sich von aussen Sicherheit ueber die Echtheit seiner Emotionen und seiner Identitaet verschaffen will.


Finde ich gar nicht schlecht, was du schreibst.
Nacht: Topos der Romantik.
Dichter spricht die Nacht an und die Nacht antwortet, das ist ungewöhnlich.
Noch dazu gibt sie nicht Antworten, die das lyrische Ich gerne hätte.
Normalerweise dient ja in der Romantik die Landschaft als Projektionsfläche für die Gefühle des lyrischen Ich.
Das Gedicht ist ein Spiel mit verschiedenen Motive und Topoi der Romantik (Nacht, Spiegelmotiv), das aber über die Romantik hinausgeht.
Das lyrische Ich wird im Unklaren gelassen, wird enttäuscht.
Thematisiert wird wohl die Unsicherheit des Dichters ob der Authentizität seines eigenen Schaffens:
Hat das wirklich eigenständigen Wert, was ich mache, oder bin ich nur ein Nachahmer, ein Epigone, ein Handwerker, ein Gaukler?

Tom

Re: Noise

Beitragvon Tom » Sa 21. Mai 2011, 14:20

Hey: wir müssen sterben. Keiner weiß wann.
Und in zwei , drei Generationen spätestens sind wir so gut wie ausgelöscht; als ob es uns nie gegeben hätte.
Alles Staub im Wind.


Der Wunsch, endlich Ruhe haben zu wollen und alles in Ordnung zu wissen ist zutiefst romantisch.



Und Spinat ist sexy.

tortitch

Re: Noise

Beitragvon tortitch » Sa 21. Mai 2011, 14:38

Mr Knowitall hat geschrieben:Normalerweise dient ja in der Romantik die Landschaft als Projektionsfläche für die Gefühle des lyrischen Ich.
Das Gedicht ist ein Spiel mit verschiedenen Motive und Topoi der Romantik (Nacht, Spiegelmotiv), das aber über die Romantik hinausgeht.
Das lyrische Ich wird im Unklaren gelassen, wird enttäuscht.
Thematisiert wird wohl die Unsicherheit des Dichters ob der Authentizität seines eigenen Schaffens:
Hat das wirklich eigenständigen Wert, was ich mache, oder bin ich nur ein Nachahmer, ein Epigone, ein Handwerker, ein Gaukler?


Das eine ist nun nicht so genuin romantisch und das andere geht nicht wirklich über die Romantik hinaus. Die Natur als Projektionsfläche, das ist das, was Goethe schon in "Leiden des jungen Werther" macht. Bei den Romantikern kann die Natur Verschiedenes sein: Bedrohlich-verführerisch (Eichendorff) bis düster-bedrohlich (Hoffmann), Erlebnissphäre für das Göttliche (so auch wieder bei Eichendorff) vitalistische Eigenmacht (Novalis).
Und die Unsicherheit des Dichters ist doch schon in der "reflexiven Universapoesie" der Schlegels angelegt, der Verdacht, eigentlich nur noch epigonal sein zu können. Na ja, das ganze Zeugs, das dann später von den Postmodernen über die Vermittlung durch Heidegger und Gadamer wieder ausgegraben wird.
Gruß
T.


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