Tom hat geschrieben:Das mag ja alles so sein, beantwortet aber Multis Frage nicht. Die Frage nach dem Tonmaterial ist ja auch: wie kommt man in die Lage, mal alles über Bord werfen zu können und nicht mehr an Theoretisches zu denken etc. Und da vermag ich doch den einen oder anderen Senf aufs Marmeladebrot aufzutragen. Zu Verallgemeinern finde ich bei der Frage etwas . . zersetzend. Vielleicht solltest du jetzt mal zum Frühstücken gehn?

Das ist der Punkt, es geht ja u.a. darum, dass ich mal davon ausgehe, dass Kotzen insgesamt eine Grundidee von Höreindruck hat, den er an einer bestimmten Stelle über einen bestimmten Akkord erzeugen will, dazu hat er auch eine Idee vom harmonisch-melodischen Bezug an diesem Punkt und geht, selbst wenn er auf seinem Niveau das wahrsch. rein instinktiv bedient, von dort aus, er denkt dort dann "Fmaj-Arpeggio", woanders dann aber Dm-Blues. Wenn es nur um Effektivität von Tönen und allgemeinen Pentatoniken gehen würde, dann würde er nicht auf die Idee kommen, über die beiden Dm-Akkorde unterschiedliche Färbungen durch die beiden verschiedenen Grundideen zu spielen. Wie bei den meisten Gitarristen eben.
Es ist eigentlich eine interessante Frage der Könnensevolution von Gitarristen, dass sie solistisch die Phasen "Anfänger/akkordeigene Töne" - "leicht Fortgeschrittener bis stark Fortgeschrittener/eine bis mehrere Leitern über fast alle Akkorde" durchlaufen, bis sie dann eventuell wieder dort landen, wo sie sozusagen angefangen haben, nur auf viel höherem Niveau, nämlich das "eine Pentatonik passt über den gesamten Song" hinter sich lassend.
Wobei ich ein großer Fan der Pentatonik bin, das ist eine vor allem für leicht Fortgeschrittene verführerisch gut einsetzbare tolle Allzweckwaffe und die ist auch im Jazz eine feine Sache. Wenn man mehr als eine benutzt.

Hierzu fand ich vor Jahren mal ein Buch von Mario Neunkirchen sehr interessant, das zum großen Teil auf diesem Ansatz beruht, es hieß glaube ich "Fusion Guitar Workbook" oder so ähnlich. Das vermittelte damit eine sehr große Effektivität in komplexen Situationen.
Aber darum ging es mir bei Kotzen nicht und Kotzen selbst wohl auch nicht, ich möchte seinen Ansatz verstehen, und so langsam wird ein Schuh draus. Denn Kotzen-Songs sind meistens so geschrieben, dass man denkt: Eine Durtonleiter zum Solo reicht, perfekt. Aber so recht zünden will der Funke nicht. Hört man Kotzen dann selbst solieren, denkt man, öhm, das klingt origineller, jetzt wieso, obwohl er FAST genau dieselben Töne spielt. Aber der Kontext ist anders, und das ist dann vielleicht auch der psychoakustische Trick.