Josef K hat geschrieben:Er beantwortet die Frage ja selbst. Die 'Farbe' des Jazz ist dieses Melodisch Moll, und er weiß, über welchen Akkord welche Mel.Moll-Tonleiter passt. Ich krieg da regelmäßig einen Knoten im Hirn, glaube aber, dass dies nur mit 'Wissen' funktioniert. Wer das einfach nach Gehör spielen kann, muß ein Genie sein. Und selbst Charlie Parker, bei dem es sich so anhört, hat wie ein Blöder geübt.....
1.)
Da möcht' ich Dir widersprechen. Wenn jemand anfängt, Japanisch oder Chinesisch zu lernen, stellt er sich scheinbar einer großen Herausforderung. Er wird dann ziehmlich schnell mit Gramatik (s. a. Harmonielehre) konfrontiert und fängt wie wild an, Vokabeln zu pauken. Dabei sind die Sprachen total einfach. Ohne sich ülberhaupt mit Gramatik beschäftigt zu haben, ohne üben, kann man das perfekt schaffen. Perfekter als mit Gramatik. Millionen Kinder machen es doch vor.
2.)
Im Jazz (und sicher auch anderswo) gibt es viele "Größen", die können mit Harmonielehre und mit Noten nix anfangen. Also nicht nur Gitarristen...
3.)
Hier mal ein Beispiel von einem Pianisten, der mit der Musik "spielt". Ich habe ihn auf einer Platte von 65, dort steht geschrieben:
Solal fing zu spielen an - "The End of a Love Affair" - drei, vier Versionen - jede so vollkommen anders, als sei es jedesmal ein anderes Stück....http://www.youtube.com/watch?v=HPfsIjuq ... re=relatedBitte, es geht hier nicht darum, in Mantafahrer Manier zu zeigen, wie schnell und kompliziert man spielen kann. Wir sind hier ja schließlich nicht bei einem Rock-Konzert!

Nee, der Mann fühlt das, was er spielt, es macht ihn einfach Spaß, dieser Klang, das Springen zwischen Ideen, das verbiegen der Melodien, die man nur noch bei ganz konzentriertem hinhören raushört. Aber man hört sie raus! Es ist ebend nix abstraktes, was er spielt.
Der Stil gefällt hier sicher nicht jedem, darum geht es ja auch nicht, sondern um die Mechanismen die dahinter stehen. Die sind sicher auch für andere interessant.
4.)
Der alte Bach war zu seiner Zeit nicht berühmt für seine Kompositionen, Telemann war da besser angesehen, aber bekannt für seine Improvisationen. Der hat sich an die Orgel gesetzt und 3(!) stimmig improvisiert.
5.)
Klar, sind bei Sprache und auch bei Musik "Standartfolgen" die Regel, Leute die man kennt, haben auch immer wieder die gleichen Sprüche drauf oder einen bestimmten Sprachstil. In irgendeiner Weise muß das im Hirn fest verdrahtet sein. Trotzdem üben sie eine "Diskussion" nicht vorher ein.

Also üben, um Spieltechniken, um Abläufe, Harmoniefolgen und Phrasen im Portfolio zu haben. Aber nicht (nur) ausgearbeitete Stücke auswendig lernen. Damit wären wir dann wieder in der Ausgangsfragestellung des Thread.
Es ist für mich eine traumhafte Vorstellung, einfach nach "Schnauze" zu spielen.
Gruß vom Kater