Das Problem der Bewertung von Musik

Darthie

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Darthie » Mi 8. Aug 2012, 08:14

tortitch hat geschrieben:Der Angehörige einer sozialen Schicht möchte sich von anderen („tiefer“ gelegenen) sozialen Schichten abgrenzen.


Dabei hast Du eine wichtige Komponente nicht erwähnt: Die Angehörigen sozialer Schichten möchten sich auch "nach oben" abgrenzen.

Gamma hat geschrieben:@ tortitch
Mir fällt aber auf, dass bei allen Deinen Betrachtungen immer eine Rolle spielt, welches Urteil ein potenzieller, dritter Beobachter über Deinen Musikgeschmack fällt! Sollte das einem erwachsenen Menschen nicht schnurz sein?


Sollte es wohl! Ist es aber nicht und kann es nie sein, für ein soziales Wesen ist das unmöglich.

Erst wenn man eine Stufe der Egozentrik erreicht hat, in der man keine Freunde mehr hat, wäre dieser Zustand zu erreichen.

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Mr Knowitall
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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Mr Knowitall » Mi 8. Aug 2012, 08:28

Langsam möchte ich mich von euch allen abgrenzen.

:out:

Ich finde nicht, dass man egozentrisch sein muss, wenn es einem egal ist, was ein Freund über die Musik denkt, die man hört.
Nur weil einer sagt, er findet diese oder jene CD nicht gut, deshalb ändert sich meine Meinung nicht.

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Bassfuss
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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Bassfuss » Mi 8. Aug 2012, 09:59

@ tortich:

...also ich glaube, daß Du das Thema quasi zu Tode analysierst. Ehrlich gemeinte Frage: wann hast Du richtig Spaß an Musik, spielst möglicherweise Luftgitarre und verzerrst das Gesicht, wenn ein Gitarrist ein Solo spielt?

Oder gibst irgendwelche undefinierbaren Laute von Dir, wenn eine Bridge zwischen zwei Parts besonders gelungen ist? So wie ich bei:

http://www.youtube.com/watch?v=y-KMOjJLrpw

ab ca. 2:30 bis zum Ende


Grüße, Frank

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Aldaron
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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Aldaron » Mi 8. Aug 2012, 10:12

Eine Bewertung von Musik kann ich nur für mich anstellen. Alles andere ist mir schnuppe. Kulturhistorisch und was andere denken ist doch große scheiße. Ich kann Musik mögen oder nicht. Alles andere wird respektiert.

Harry

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Harry » Mi 8. Aug 2012, 12:56

Aldaron hat geschrieben:Eine Bewertung von Musik kann ich nur für mich anstellen. Alles andere ist mir schnuppe. Kulturhistorisch und was andere denken ist doch große scheiße. Ich kann Musik mögen oder nicht. Alles andere wird respektiert.

Sehe ich auch so. Wobei bei dem Respekt bei einigen hier im Forum Defizite festzustellen sind ;)

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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Aldaron » Mi 8. Aug 2012, 13:10

hoh. Seh grad, dass ich mich ein wenig missverständlich ausgedrückt habe. Naja, die Botschaft ist wohl angekommen. ;)

tortitch

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon tortitch » Mi 8. Aug 2012, 14:52

Bassfuss hat geschrieben:
...also ich glaube, daß Du das Thema quasi zu Tode analysierst. Ehrlich gemeinte Frage: wann hast Du richtig Spaß an Musik, spielst möglicherweise Luftgitarre und verzerrst das Gesicht, wenn ein Gitarrist ein Solo spielt?




Grüße, Frank


Die Frage scheint mir irgendwie verfehlt zu sein. Warum sollte mein Vergnügen an Soziologie, Philosophie und sonstigem Theoretisieren irgendwie meinen Spaß am Musikhören oder Musikspielen beeinträchtigen? :dontknow:

Und zu Tode analysiert?! Hey Mann, das ist doch gerade mal ein Kratzen an der Oberfläche. :wave:

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Bassfuss
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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Bassfuss » Mi 8. Aug 2012, 15:15

tortitch hat geschrieben:Die Frage scheint mir irgendwie verfehlt zu sein. Warum sollte mein Vergnügen an Soziologie, Philosophie und sonstigem Theoretisieren irgendwie meinen Spaß am Musikhören oder Musikspielen beeinträchtigen? :dontknow:


Moin,

genau das frage ich mich ja... ;-)

Die Fragestellung finde ich grundsätzlich ja auch interessant, nur frage ich mich, ob Du Dich eigentlich mit der Antwort, daß mein Bauch entscheidet, was ich gut finde, zufrieden gibst? Das andere hat dann ja mit Musik an sich nichts mehr zu tun, sondern eben mit dem Wesen des Menschen und dem Interesse an Theoretischem an sich.


Grüße, Frank

tortitch

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon tortitch » Mi 8. Aug 2012, 15:33

Aldaron hat geschrieben:Eine Bewertung von Musik kann ich nur für mich anstellen. Alles andere ist mir schnuppe. Kulturhistorisch und was andere denken ist doch große scheiße. Ich kann Musik mögen oder nicht. Alles andere wird respektiert.


Ach, stimmt. Das hatte ich dabei ganz übersehen. Na ja, jetzt hat es endlich mal jemand gesagt.
:thanx:
Und
:closed:

tortitch

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon tortitch » Mi 8. Aug 2012, 15:35

Bassfuss hat geschrieben:
Die Fragestellung finde ich grundsätzlich ja auch interessant, nur frage ich mich, ob Du Dich eigentlich mit der Antwort, daß mein Bauch entscheidet, was ich gut finde, zufrieden gibst?



Nein, aber das hatte ich ja schon irgendwo geschrieben.

Bassfuss hat geschrieben:
Das andere hat dann ja mit Musik an sich nichts mehr zu tun, sondern eben mit dem Wesen des Menschen und dem Interesse an Theoretischem an sich.


Grüße, Frank


Genau.

Tom

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Tom » Mi 8. Aug 2012, 16:12

Nun, hier ein paar Gedanken zum Thema von Siegfried Mauser, Musikwissenschaftler und Konzertpianist; derzeit Direktor des Münchner Musikkonservatoriums.
Mauser (ein gebürtiger Niederbayer) hatte in der 90ern im Mozarteum ein Institut für musikalische Hermeneutik gegründet, daß es aber nicht mehr gibt, bzw. das übergegangen ist in das Institut für Musikalische Rezeptions- und Interpretationsgeschichte, gegr. u.a. von Wolfgang Gratzer (Assistent bei Mauser).
Ich hab bei Mauser während meines Musikwissenschaftsstudiums versch. Vorlesungen über Musikgeschichte, Interpretation und musik. Moderne besucht.

Ich find ihn gut, bei ihm hab ich wirklich was gelernt.

http://www.lrz.de/~musikwissenschaft/hermeneutik.htm

Entschuldigt meinen Rückfall.

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Aldaron
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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Aldaron » Mi 8. Aug 2012, 16:44

ch fürchte, ich hab den Faden einfach nicht gründlich genug gelesen, sorry! Bin ja nich mehr so viel hier drin. Fast nur noch via Smartphone.

Trotzdem war das mein ehrliches Statement. Ich philosophier auch gern. Musik kann ich aber nur fühlen und meinen Geschmack nicht mal zur Gänze meiner Frau vermitteln. Wie soll das dann im Netz ohne Mimik und Gefühl klappen? Musik bewertet mein Herz, nicht der Geist.

tortitch

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon tortitch » Mi 8. Aug 2012, 17:53

Verständnishilfen zu Toms Link (für die, die sich für Hermeneutik interessieren).

Verständnishilfen können deshalb notwendig sein, weil die zitieren Gadamers und Heideggers sich in Denkmustern und einem Jargon bewegen, die heutzutage nicht mehr unbedingt nachvollziehbar sind. Selbst wenn bestimmt Begriffe heute noch geläufig sind, ist noch nicht gesagt, dass die Begriffe bei z.B. Gadamer mit der gleichen Bedeutung gefüllt sind wie heute.

Wie vielleicht schon mal erwähnt, folgen Heidegger und Gadamer weniger dem aufklärerisch-naturwissenschaftlichen Denkmuster, sondern eher der romantischidealistischen Tradition (Schleiermacher wird ja auch erwähnt, wenn man diesen grob der Romantik zuordnen will), die heute leicht befremdlich erscheinen mag, zumindest die Selbstverständlichkeiten unseres materialistischen-hedonistischen-säkularen Weltbildes nicht teilt.
Ein bisschen lebt der Antagonismus von Aufklärung und Romantik/Idealismus noch fort in dem Schisma „Geisteswissenschaft – Naturwissenschaft“. Die aufklärerisch-materialistische Naturauffassung setzte sich in den Naturwissenschaften ja schon spätestens seit dem 18. Jh. durch und war ja auch außerordentlich erfolgreich, wenn man die Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik in den letzten – sagen wir – 200 Jahren betrachtet. Die animistische Naturphilosophie eines Schelling oder Novalis blieb doch nur kuriose Randerscheinung.
Neben den Naturwissenschaften etablierten sich (im 19. Jh.?) die „Geisteswissenschaften“, die die Bastion des Geistes gegen den Ansturm des materialistischen Monismus zu verteidigen trachteten. Allerdings konnten die Geisteswissenschaften nicht mit so imposanten Erfolgen aufwarten wie die Naturwissenschaften (heutzutage zittern die Geisteswissenschaftler ja sogar schon um ihre Existenzberechtigung).
Die Naturwissenschaftler und Wissenschaftsphilosophen konnten auf der methodischen Ebene auch recht genau angeben, was die Naturwissenschaft eigentlich macht: nämlich Erklären. Dabei gelang es auch dem Begriff des Erklärens einen einigermaßen klaren Sinn zu geben (grob vereinfacht: das Neue, die besondere Beobachtung auf Bekanntes (allgemeine Gesetze) zurückführen).
Das konnten die Geisteswissenschaftler nicht. Die Existenz eines Musikstücks lässt sich nicht einfach anhand allgemeiner Gesetze 'erklären' (ich wüsste nicht einmal, wie solche Gesetze da aussehen sollten). Ähnliches gilt für Historiker, Germanisten etc.
Nun kam man auf Seiten der Geisteswissenschaftler auf die Idee, sich vom Feld des Erklärens zu verabschieden und stattdessen einen genuinen Unterschied zwischen Natur- und Geisteswissenschaft zu behaupten. Sie sagten: Naturwissenschaften erklären, Geisteswissenschaften verstehen. Das machte es allerdings notwendig, dass man dem gut präzisierten Erklärungsbegriff einen ebenfalls präzisen Verstehens-Begriff zur Seite stellen konnte. Das brachte die Hermeneutik auf den Plan, die sich eben um den Verstehens-Begriff bemühte (z.B. Gadamer).

Tom

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Tom » Mi 8. Aug 2012, 18:03

Bisher fand ich in der Definition Stockhausens ("Music is: sounds organized by Human beings" in etwa: Musik ist: Klänge in Beziehung gesetzt durch menschliche Wesen) schon eine Art allgemeiner Erklärung von Musik, aus der man gewisse gesetzmäßigkeiten ableiten kann.

Auch als Hörer kann man Klänge, etwa Vogelgesang oder Baustellenlärm durch deren willentliche Wahrnehmung und durch den Akt des in-Beziehung-setzens organisieren und daraus Musik erschaffen >> hier organisiert wiederum "ein menschliches Wesen".
Nur bleibt speziell diese Musik in relativ engen Grenzen wie mir scheint.

tortitch

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon tortitch » Mi 8. Aug 2012, 20:05

Hm, das von Stockhausen scheint mir in dem Sinne aber keine Erklärung, sondern, wie du schreibst, eine Definition zu sein. Eine ERklärung ist eher das, was auf eine Warum-Frage antwortet und prinzipiell als Weil-Satz in Erscheinung treten kann.
Beispiel:
"Warum verdorren meine Zimmerpflanzen immer?"
Erklärung: "Weil Pflanzen, wenn sie kein Wasser bekommen, nun mal verdorren."
Dabei referiert die Erklärung auf ein allgemeines Gesetz (Pflanzen verdorren ohne Wasser).

Tom

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Tom » Mi 8. Aug 2012, 21:03

Eine Definition beinhaltet keine Erklärung?
Klär mich auf!

tortitch

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon tortitch » Mi 8. Aug 2012, 21:38

Eine Def. ist doch eine Begriffs-KLÄRUNG, aber keine Er-klärung (ist nicht die Antwort auf eine Warum-Frage).
Meinst du nicht?

Tom

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Tom » Mi 8. Aug 2012, 22:00

mir ist die Fragestellung nicht ganz klar:
Warum bezeichnen wir gewisse Klänge als Musik?

Harry

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Harry » Mi 8. Aug 2012, 22:02

Vielleicht waren unsere Vorfahren daran schuld...

Dregen

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Dregen » Mi 8. Aug 2012, 22:04

:laughter: Hier mal ein überschaubares, klar definiertes Kriterium:
http://www.youtube.com/watch?v=oFMetHoJ01I

So, nu könnt ihr weitermachen ;)


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