Der Aldi hat schon viel Wahres gesagt.
Ich grenze jetzt mal die Problematik auf Erstligaprofis und auf Nischensparten ein, denn eine Neiddebatte über Helene Fischer führt jetzt nicht weiter:
Besagtes Konzert von Joscho Stephan fand in einem Kurhaus für 10 EUR Eintritt vor ca. 40 Leuten statt. Die meisten werden mit mir wohl darin einig sein, dass der schnelle Joscho zu den weltbesten Gypsy-, wenn nicht sogar Akustikgitarristen zählt (ohne jetzt eine Diskussion vom Zaun brechen zu wollen, ob ein solches Ranking sinnvoll oder überhaupt messbar ist; gehen wir mal einfach von der sog. Expertenmeinung aus).
Auf der anderen Seite haben wir gleichfalls absolut hochklassige Bands wie Tedeschi/Trucks aus dem Blues/Soul/Southern-Bereich. Die kosten auf einem beliebigen deutschen Jazz-Open-Air so zwischen 45 und 150 EUR bei etwa 500-2000 Zuschauern. Die 45 EUR sind bei einem mir bekannten sogenannten Jazz-Festival die Abstellplätze, die sich von der Sichtlinie her bereits HINTER der Bühne befinden. Sozusagen Backstage-Sitzplatz.

Es tut mir leid, aber manchmal stimmen doch irgendwie die Relationen nicht?
Denn Tedeschi/Trucks treten in den USA in jedem Freeway-Puff vor 200 Leuten auf. Und dort kosten die Tickets keine 180 Dollar.
Und dieses Befremden beschleicht mich nicht erst seit Kurzem. Ich erinnere mich an irgendeine Bon-Jovi-Tour um die Jahrtausendwende, da bekam ich zufällig mit, dass die Ticketpreise bei ansonsten vergleichbaren Bedingungen in Prag ein Drittel so hoch waren wie in Stuttgart oder Köln. Und da war Prag schon seit 10 Jahren nicht mehr hinter dem Eisernen Vorhang, da gab es auch schon mehr als alte Kartoffeln und Gurken.
Nirgendwo werden Konzerte einerseits so verramscht und andererseits so bewuchert (sagt man so?) wie in Deutschland, scheint mir.
Ich wohne (rein zufällig, das stellte sich erst im Verlauf raus) im früheren Haus eines großen deutschen Konzertveranstalters, da bekommt man schon sehr interessante Einblicke, was bei Großveranstaltern so abgeht, die ich zum Glück oder leider nie die Chance hatte, aus Musikersicht zu bekommen. Aber dazu schweige ich jetzt.