Das Problem der Bewertung von Musik

Darthie

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Darthie » Mo 6. Aug 2012, 10:51

Bassfuss hat geschrieben:diese Leute wollen sich intellektuell anders fühlen und hören Musik, die sie eigentlich scheiße finden?


Kommt mir sehr oft so vor.

Aber das kann auch daran liegen, dass sich mir die Großartigkeit dieser Musikform einfach nur nicht erschließt.

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Keef
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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Keef » Mo 6. Aug 2012, 14:02

tortitch hat geschrieben:…Oder anders gefragt: Angenommen jemand schmäht Neil Young aufs Furchtbarste und bezeichnet das als Lärm, was würdest du dem entgegnen, um ein bisschen Verständnis für N.Y zu wecken? Käme dir da gar nichts in den Sinn? Und weiche jetzt nicht aus, indem du sagst, du würdest es der Person nicht zu erklären versuchen, weil es sinnlos sei (oder ähnliches). Es ist ja nur hypothetisch, nur ein Weg um zu prüfen, was einem da als Antwort vielleicht vorschweben würde.
Gerade im Fall von N.Y. würde mich das sehr interessieren.
Gruß
T.

Grade bei Neil Young ist's ein bissel verquer. Einerseits macht er eingängige Singer- Songwriter- Folknummern, andererseits richtig heftige "Kraftmusik".
Das erschließt sich nicht jedem sofort bzw. manchen gar nicht. Viele halten es zuerst für reinen Lärm. Aber man sollte versuchen sich NYs Gedanken dahinter vorszustellen.
Es ist seine Art, elektrische Gitarrenmusik darzustellen. Mit seinem Equipment und den dazugehörenden Musikern (Crazy Horse)
Es "muss" sich auch nicht jedem erschließen. Aber hat man es einmal - kommt's richtig gut.

Keef

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Matt 66
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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Matt 66 » Mo 6. Aug 2012, 15:05

Es gibt auch genug Klassik-Hörer, die gar nicht verstehen, was sie da hören. Warum sollte es beim Jazz anders sein?
Oder beim Metal? Oder in jeder anderen Stilrichtung...

Nein, ich nehme jetzt nicht das Wort "objektiv" in den Mund! Nein, das tu ich nicht! (Dieses Mal...)

tortitch

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon tortitch » Mo 6. Aug 2012, 15:41

Tom hat geschrieben:@tortitch: ich glaube nach der Lektüre dieses Fadens nun nicht mehr an eine erhellende, fruchtbare Diskussion über die Bewertung von Musik und ziehe mich anders als - ja: großmäulig angekündigt - kleinlaut zurück.


Und ich wüsste so sehr den Grund dafür (notfalls per PM; Miles und Robben sind übrigens unterwegs).

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Bassfuss
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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Bassfuss » Mo 6. Aug 2012, 16:25

Tom hat geschrieben:@tortitch: ich glaube nach der Lektüre dieses Fadens nun nicht mehr an eine erhellende, fruchtbare Diskussion über die Bewertung von Musik und ziehe mich anders als - ja: großmäulig angekündigt - kleinlaut zurück.



Moin,

ich würde allerdings gerne noch eine Variante ins Boot holen: ich kann keine Noten, kann daher auch keine Rückschlüsse ziehen, was jetzt musikalisch von der Notation her gehaltvoller ist als anderes. Vom Arrangement her steh ich Kopf drauf, wenn jemand seine Songenden so spielt, wie es TOTO live machen. Das ist für mich Kunst. Aber ist das wertiger als ein Groove, der einfach klingt, aber funktioniert?

Warum willst Du Dich zurückziehen?


Grüße,

Frank

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Bassfuss
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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Bassfuss » Mo 6. Aug 2012, 16:29

Matt 66 hat geschrieben:Nein, ich nehme jetzt nicht das Wort "objektiv" in den Mund! Nein, das tu ich nicht! (Dieses Mal...)


Hi,

mach es ruhig. Ich habe schon Verständnis, wenn man wie Du sagt, daß es Musik gibt, die besser ist als andere. Für meinen Hörbereich (Rock, Metal, Prog, Fusion, Pop, Hardrock) kann ich das ganz persönlich nur nicht bestätigen.
Aber ich habe auch noch nicht verstanden, welchen Einfluss ein Dirigent auf ein Orchester hat (echt nicht). Es hat mit Interpretation zu tun, okay, aber ist der Klassikspieler kein Individuum, welches sich selbst in die Musik einbringen möchte? Und welche Chance hat er?

Grüße,

Frank

Gamma

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Gamma » Mo 6. Aug 2012, 17:01

Hi Frank! Jeder Mensch der Musik macht spielt nach einem "inneren Metronom"! Eine Rockband ist dann gut, wenn das bei allen Mitgliedern möglichst identisch tickt! Bei einem Orchester hat der Dirigent diese Funktion, weil das schlicht und ergreifend zu viele Leute sind, um ihre "inneren Metronome" abzustimmen!

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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Keef » Mo 6. Aug 2012, 20:06

Gamma hat geschrieben:Hi Frank! Jeder Mensch der Musik macht spielt nach einem "inneren Metronom"! …

Unterschreib!

Gamma hat geschrieben:…Eine Rockband ist dann gut, wenn das bei allen Mitgliedern möglichst identisch tickt! …

Dito!

Gamma hat geschrieben:…Bei einem Orchester hat der Dirigent diese Funktion, weil das schlicht und ergreifend zu viele Leute sind, um ihre "inneren Metronome" abzustimmen!

Könnte man den Schluss ziehen, dass sie dazu ohne Dirigent nicht fähig sind.
Ergo: TATAAA - Gute Rocker wie Du und ich sind fähiger als Orchestermusiker! ? ! ? !! 8-)

Keef

Gamma

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Gamma » Mo 6. Aug 2012, 20:34

@ Keef
Tja, ich weiss nicht! Wenn 40 von uns versuchen, ohne Dirigent zusammen zu spielen, könnte es schon bitter werden! :-(

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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Mr Knowitall » Mo 6. Aug 2012, 21:00

Darthie hat geschrieben:
Bassfuss hat geschrieben:diese Leute wollen sich intellektuell anders fühlen und hören Musik, die sie eigentlich scheiße finden?


Kommt mir sehr oft so vor.

Aber das kann auch daran liegen, dass sich mir die Großartigkeit dieser Musikform einfach nur nicht erschließt.



Ich höre grad Kurt Rosenwinkel Live at the Vanguard.
http://www.npr.org/event/music/98982233 ... e-vanguard
Weder verstehe ich, was der genau macht, noch kann ich jemandem damit imponieren, dass ich das höre.
Ich höre das gerne und es ist auch gar nicht dissonant, sondern eher meditativ.

Gamma

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Gamma » Mo 6. Aug 2012, 21:28

Hihi! Das ist aber die richtige Musik, um in der gediegenen Designer-Wohnung die Kerzen zum Candlelight-Dinner zu entfachen! Ich musste am Anfang irgendwie ein bisschen schmunzeln, weil die Tonauswahl schon dem ähnelt, was dabei rauskommt, wenn sich mir um vier Uhr morgens nach dem zwölften Bier eine Gitarre in den Weg stellt!

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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Läster Paul » Mo 6. Aug 2012, 21:35

Gamma hat geschrieben: Jeder Mensch der Musik macht spielt nach einem "inneren Metronom"! Eine Rockband ist dann gut, wenn das bei allen Mitgliedern möglichst identisch tickt!


Nicht ganz. Bei einer guten Band ist das der Fall, aber eine, bei der das der Fall ist ist nicht automatisch eine gute Band!

Gamma

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Gamma » Mo 6. Aug 2012, 21:38

Du alter Wortklauber! Aber was recht ist muss recht bleiben! :kiss:

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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Aldaron » Di 7. Aug 2012, 05:53

Orchestermusiker spielen weitab von Glanz und Glorie in einer Qualität, von der die meisten Rocker ihr Leben lang träumen dürfen. Da hinkt jeder Vergleich. Musste an dieser stelle mal gesagt werden. :flower:

Darthie

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Darthie » Di 7. Aug 2012, 08:07

Aldaron hat geschrieben:Orchestermusiker spielen weitab von Glanz und Glorie in einer Qualität, von der die meisten Rocker ihr Leben lang träumen dürfen.


Dass Du Dich da mal nicht täuschst.

Das ist natürlich erst mal auch eine Definitionsfrage von "Qualität". Aber bitte mal einen der Orchestermusiker während einer Session bei Dir zu Hause, er möge mal eben ein schnelles Solo einstreuen... Was beinahe jeder Gitarrist mit Hilfe der Pentatonik noch leidlich hinbekommt. Orchestermusiker schaffen das nur im Ausnahmefall. Ernsthaft.
Damit will ich deren Leistung keinesfalls schmälern. Es ist eine hohe Herausforderung, ein Instrument technisch auf diesem Niveau bedienen zu können. Damit sind sie für mich aber Orchesterinstrumentalisten, und nicht Orchestermusiker.

Josef K

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Josef K » Di 7. Aug 2012, 08:12

Tom hat geschrieben:ich glaube nach der Lektüre dieses Fadens nun nicht mehr an eine erhellende, fruchtbare Diskussion über die Bewertung von Musik


Das wundert Dich aber jetzt nicht wirklich, oder? :scratch:

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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Bassfuss » Di 7. Aug 2012, 09:12

Mr Knowitall hat geschrieben:Ich höre grad Kurt Rosenwinkel Live at the Vanguard.
http://www.npr.org/event/music/98982233 ... e-vanguard
Weder verstehe ich, was der genau macht, noch kann ich jemandem damit imponieren, dass ich das höre.
Ich höre das gerne und es ist auch gar nicht dissonant, sondern eher meditativ.


Moin,

ich persönlich verstehe auch nicht, was DT da z. T. machen. Ich verstehe auch nicht, was Toto oder Los Lobotomys z. T. machen. Gestern Abend habe ich mir einen Teil von RUSH - TIME MACHINE angesehen/-gehört. Das ist mal einfach etwas, was zu meinen absoluten Favoriten gehört. Ich liebe es! Aber ich verstehe es nicht. Nur mein Bauch sagt :up:

Mein Posting an Darthie bezog sich ja nur auf Leute, die offenbar etwas tun, obwohl sie es nicht mögen. Und das verstehe ich bei so etwas wie Musik nicht. Um besser dazustehen etwas zu hören, was einen scheinbar im Ansehen weiterbringt. Mir persönlich sind jazzige Töne sehr willkommen, eben aber im WEsentlichen in Begleitung anderer Stile. Weil ich sie mag, nicht weil ich mich damit besonders abgehoben fühle.

Viele Grüße, Frank
Zuletzt geändert von Bassfuss am Di 7. Aug 2012, 09:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Bassfuss » Di 7. Aug 2012, 09:15

Aldaron hat geschrieben:Orchestermusiker spielen weitab von Glanz und Glorie in einer Qualität, von der die meisten Rocker ihr Leben lang träumen dürfen. Da hinkt jeder Vergleich. Musste an dieser stelle mal gesagt werden. :flower:


Das sehe ich weder qualitativ noch kreativ so. Es klingt nur anders.

@ Keef, Gamma: die innere Uhr verstehe ich natürlich.

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Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Aldaron » Di 7. Aug 2012, 09:40

Wenn der Bluesgitarrist im Orchestergraben eine gleich gute Figur macht als der Violinist, ist der Gitarrist in dem Fall dem Violinisten überlegen. Alles andere ist Obst. Apfel und Birne.

Josef K

Re: Das Problem der Bewertung von Musik

Beitragvon Josef K » Di 7. Aug 2012, 09:52

:dizzy: :dizzy:


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