Jazz und so

Tom

Re: Jazz und so

Beitragvon Tom » Fr 4. Mär 2016, 19:46

Han Solo hat geschrieben:
Matt 66 hat geschrieben:Die gleichen Fragestellungen ergeben sich doch für jede Stilistik! Das ist doch kein reines Jazz-Problem!


Das ist kein reines Musikproblem!

Wos da Bauer ned kennd frisst ea ned.

Zakk_Wylde
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Re: Jazz und so

Beitragvon Zakk_Wylde » Fr 4. Mär 2016, 20:08

Für mich nicht nachvollziehbar. Du willst über Changes improvisieren, hast aber keine (tiefergehende) emotionale Beziehung zum Jazz.Wenn Du gerne Fusion hörst, musst Du micht zwangsläufig Bebop pauken.

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Mr Knowitall
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Re: Jazz und so

Beitragvon Mr Knowitall » Fr 4. Mär 2016, 20:10

Oida, das ist Bossa und so ziemlich das Gegenteil von Bebop!

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Zakk
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Re: Jazz und so

Beitragvon Zakk » Fr 4. Mär 2016, 20:54

Bezog sich auf die eingangs gemachten Ausführungen zu Changes und was darüber spielen??…. Das ist doch Bop… (----> Modern Jazz).

Josef K

Re: Jazz und so

Beitragvon Josef K » Fr 4. Mär 2016, 22:38

Du kannst uns sicherlich ein eigenes Beispiel schicken.....

KennyXXL

Re: Jazz und so

Beitragvon KennyXXL » So 6. Mär 2016, 04:22

Tolle Gruppenübung, mit der ich mal auf einem Workshop konfrontiert wurde, um interessante Linien entwickeln, gut zuhören, keine Patterns abspulen, und "stop noodling, godamnit!" zu lernen:
Mehrere Schüler sitzen im Kreis, der Lehrer spielt etwas Simples, und die Schüler improvisieren dazu reihum. Und zwar jeder genau einen Takt lang! Und es soll trotzdem eine sinnvolle lange Linie daraus entstehen. Man ist gezwungen, den anderen genau zuzuhören, blitzschnell anzuknöpfen, und spontan etwas Hörenswertes zu produzieren. Ich fand das sehr aufschlussreich, weil man wirklich auch sofort heraushörte, wenn jemand wieder in seine Lehrbuchrezepte verfiel. Steigerungsmöglichkeit: spontane Tonartwechsel vom Lehrer....
Lässt sich halt leider nicht alleine zu Hause replizieren.

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Reinhardt
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Re: Jazz und so

Beitragvon Reinhardt » Mo 7. Mär 2016, 11:48

Interessante Anekdote, die Joscho Stephan mal auf einem Workshop erzählte:
Er liegt ja dauernd in einem Disput mit Peter Finger, der immer augenzwinkernd behauptet, er (Joscho) würde ja gar nicht improvisieren beim Spielen, das würde bei dem affenartigen Tempo und den schnellen Changes gar nicht gehen, er würde doch nur Licks aneinanderreihen.
Joscho selbst versteht Fingers Problem nicht, er hat halt ein sehr großes Vokabular, v.a. auch an Licks, Patterns und sonstigen Bausteinen, die er zusammensetzt zu einem Solo. So wie ein Redner (vorhin kam ja die Analogie zur Sprache) auch Redewendungsbausteine verwendet und dann eine neue eigentliche Botschaft formuliert. Die standardisierten Satzkonstruktionen sind der eigentliche Bindekitt für das Sprachzentrum, bis es die eigentliche inhaltliche neue Wortfindung abgeschlossen hat. Er wisse also nicht, was daran schlecht sein soll. Wenn er natürlich nur 14 Licks oder Apreggien drauf hätte, wäre das natürlich etwas eindimensional, aber mit 1400 sei das dann doch recht abwechslungsreich. Man müsse ja nicht jeden Ton neu erfinden.
Wer viel Handwerkszeug beherrscht, kann sich auf die wesentlichen schöpferischen Highlights im Solo konzentrieren.
;-)

Schnabelrock

Re: Jazz und so

Beitragvon Schnabelrock » Mo 7. Mär 2016, 12:25

Wenn ich mal gleichsetze

Buchstabe = Ton
Wort = Lick, Arpeggio, Pattern

...

würde "echte Improvisation" im Sinne von Peter Finger dann heissen, ich darf gar keine Worte mehr benutzen, sondern muss aus den Buchstaben neue kreieren. In dem Moment, wo ich existente Worte nutze, ist es nicht mehr improvisiert, sondern folgt vorgegebenen Schemata, ist daher nur Ableistung von Vorgefertigtem.

Das scheint mir ein bisschen radikal.

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Re: Jazz und so

Beitragvon spanking the plank » Mo 7. Mär 2016, 12:46

Irgendwie ist sowieso alles schon mal da gewesen. Auch neu auf dem Radar erscheinende Gitarristen bedienen sich bei ihren Vorbildern. SRV bei Albert King, Clapton bei Freddie King, Malmsteen bei Blackmore & Paganini, nur mal als Beispiel.

Niemand "erfindet" ein Solo wirklich neu. Es gibt nur 12 Töne. Entscheidend ist die Rhythmik, wie ich rhythmisch mit den Tönen umgehe. Welche Töne ich NICHT spiele und weglasse.
Gutes kleines Beispiel: Das Solo bei "I was made for lovin you" von Kiss. Das ist von den Tönen nicht außergewöhnlich, der Rhythmus macht es.

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Cat Carlo
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Re: Jazz und so

Beitragvon Cat Carlo » Mo 7. Mär 2016, 13:05

Multi: Sehe ich auch so. Man spricht in der Hirnforschung von "Chunks"; das sind eingeübte Abläufe die man abruft ohne Teile davon bewußt auszuführen. Ab einer gewissen Geschwindigkeit geht es ja auch nicht anders.

Schnabel: Ich würde den einzelnen Ton mit Silbe oder Wort gleichsetzen; eine Phrase oder ein Lick entspräche dann einem Satz.

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Reinhardt
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Re: Jazz und so

Beitragvon Reinhardt » Mo 7. Mär 2016, 14:10

Da hast Du ein interessantes Fass aufgemacht, die Diskussion wäre nämlich durchaus interessant, ob es sich hier bei der Repetition überhaupt um Chunks handelt, sondern nicht eher nur beim Erlernen.

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Re: Jazz und so

Beitragvon Cat Carlo » Mo 7. Mär 2016, 16:38

Äh, da habe ich dann was falsch verstanden, ich dachte hier handele es sich um das Langzeitgedächniss. Aber sei's drum: Auch nach der Wiki Definition reden wir über Chunks, wenn z.B. angesagt wird 2 x Bluesschema in Ab und 1 mal in Eb. Keiner merkt sich die einzelnen Akkorde.

https://de.wiktionary.org/wiki/Chunk

Allerdings bin ich der Meinung, dass man Läufe und Linien als einheit sich merkt wenn sie häufig verwendet werden. So wie Redewendungen oder Standartsätze, die jeder von uns hat. Ich glaube, auch daran erkennt man bestimmte Musiker. Aber ein Gespräch kann man mit Standardfloskeln wie "Wie gehts, wie Stehts" nicht führen. Aber sie kommen halt vor. Wie in der Improvisation.

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Re: Jazz und so

Beitragvon Reinhardt » Mo 7. Mär 2016, 16:45

Och, Computer kamen bereits in den 70ern mit Standardfloskeln bei Gesprächssimulationen für KI schon ganz gut über die Runden, ohne dass es ein Gesprächspartner merkte. ;-)

Schnabelrock

Re: Jazz und so

Beitragvon Schnabelrock » Mo 7. Mär 2016, 16:48

Cat Carlo hat geschrieben:Aber ein Gespräch kann man mit Standardfloskeln wie "Wie gehts, wie Stehts" nicht führen.



Kennst Du Gurki aus FLEISCH IST MEIN GEMÜSE?

:mag:

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Re: Jazz und so

Beitragvon Cat Carlo » Mi 9. Mär 2016, 20:53

Hallo Knowi, ich hab' hier noch mal ein Beispiel, wie das Imporvisieren funktioniert. Als erstes von einem alten Stück eine Aufnahme, um sich die Melodie einzuprägen:

https://www.youtube.com/watch?v=nc0XG31XD-o

Jetzt die Interpretation einer Pianistin, die mit der Melodie "spielt", im wahrsten Sinne des Wortes, so wie Jongleur mit Bällen, und ich glaube nicht, dass die Frau beim Spielen an Skalen denkt. Das ist auch kein einstudiertes Zirkusstück, die kann mit dem Instrument "spielen". Ich wollt das neben dem ganzen Gelaber (hauptsächlich ja von mir) als akustisches Beispiel in den Ring werfen. Ich hoffe, ich nerve jetzt nicht. :wave:

Es geht richtig los bei 1:06

https://www.youtube.com/watch?v=LmujUkwU19I

Die Dame ist für mich eine neue Entdeckung. Wahnsinn.

Schnabel: Gurki war eine zu Gemüse gewordene Floskel. Ein Gespräch in Sinne vom Austausch intelligenter Inhalte war mit dem doch nicht möglich.

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Re: Jazz und so

Beitragvon Markus » Do 10. Mär 2016, 09:18

Schönes Beispiel, Kater! Allerdings aus meiner Sicht für den Gitarren-Improvisateur nur bedingt geeignet. Die Dame am Klavier spielt im Wesentlichen "mit vollen Händen" immer um die eigentliche Melodie des Songs herum und wirft an passender Stelle ein paar perlende Licks dazwischen. Die Gitarre ist ja in erster Linie beim Solieren ein Single Note-Instrument (ja, ja, ich weiß, man kann auch mit Akkorden und Akkord-Teilen im Solo arbeiten). Natürlich kann man auch beim Klampfen-Solo um die Melodie herum arbeiten. Klingt dann halt nicht so brachial und füllig, wie auf dem Klavier. Und um die schnellen Licks auf der Gitarre nachzubilden, muss man schon ein bisschen virtuoser spielen können und sich auf dem Griffbrett gut auskennen :flower:

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Re: Jazz und so

Beitragvon Cat Carlo » Do 10. Mär 2016, 10:18

Aber genau dat isses: man muss das Griffbrett im Ohr und nicht im Blick haben!

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Re: Jazz und so

Beitragvon Reinhardt » Do 10. Mär 2016, 10:46

Interessantes Interview zum Thema Impro in der neuen G&B mit Wayne Krantz!

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Re: Jazz und so

Beitragvon Markus » Do 10. Mär 2016, 11:10

Multitone hat geschrieben:...in der neuen G&B ...



Er hat Jehova gesagt...!

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Re: Jazz und so

Beitragvon Reinhardt » Do 10. Mär 2016, 11:13



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