Das Musiker-Forum

Nachdem ich meiner stagnierenden Karriere als Blues-Zausel abgeschworen habe, mache ich in einer Drei-Mann-Kapelle irgendwas mit Rock, Pop, Funk usw. usw. Gelegentlich kommen meine Kumpanen und ich auf die Idee, dass wir für unser wachsendes Programm mit eigenen Songs doch hier und da einen Keyboarder gebrauchen könnten. Allerdings sind (gute) Keyboarder ja eine aussterbende Musiker-Gattung. Die paar Exemplare, die noch in freier Wildbahn anzutreffen sind, spielen immer in mindestens fünf Bands, wollen mit Covermucke (viel) Geld verdienen oder - noch schlimmer - als spezielles Rheinland-Phänomen Karnevalsmusik und/oder Kölsche Lieder spielen. Wo sind eigentlich all die Keyboarder, Percussionisten, guten Sängerinnen und Sänger, wenn man sie mal braucht? Wo findet Ihr denn so vernünftige Mitspielerinnen und Mitspieler für Eure musikalischen Vorhaben?
fragt mal zaghaft in die Runde

der Herr Markus

irgendwas mit Rock, Pop, Funk usw.

So wird das nie was, das heisst: Eine explosive Mischung aus... blabla.
Dann stagniert die Karriere auch nicht. Blues läuft übrigens immer ganz gut. Wenn überhaupt etwas läuft.

Ich mache mit so einem Keyborder Musik. Ist ein echter Profi, kann alles, spielt alles. War natürlich auch mal Tanzmucker. Hat mal erzählt, was er früher so am Abend und im Monat verdient hat, das schlägst du lang hin. Umsonst tritt der nicht auf.
Nachteil: Einmal Tanzmucker, immer Tanzmucker. Die Tanzmuckerdenke ist dann eingebrannt.

Läster Paul hat geschrieben:

Einmal Tanzmucker, immer Tanzmucker. Die Tanzmuckerdenke ist dann eingebrannt.

Das kenne ich. Ich habe mal vor vielen Jahren eine wirklich coole Unplugged Band gehabt. Ein Kollege hat Akkordeon gespielt. Und selbst bei den rockigeren Sachen hat man immer gehört, dass er jahrzehntelang als Alleinunterhalter unterwegs war Seinen Sound und die Phrasierungen habe ich heute noch im Ohr...!

Wir ham nen Keyboarder, der Funk, Blues und Jazz liefert. Mit geilen Retro-Sounds. Der ist hauptberuflich aber nicht in Sachen Mukke unterwegs. Der macht das alles aus Liebe zur Musik. Glaubt man kaum, wenn man das so von dir hört.

Wenn Du in der tiefen Provinz oder auf dem Lande wohnst, könnte das daran liegen. In einer Metropol-Region sieht es bestimmt nicht so übel auf. Ich würde mal auf Jam-Sessions gucken gehen. Leute, die am Keyboard Jazz abliefern (was immer man darunter versteht), sind häufig auch in Sachen Funk und Soul unterwegs.

Was natürlich immer auch mit reinspielt ist: was kann ich selber anbieten? Wenn ein versierter Sänger/in an Bord ist, macht das einen sicherlich interessant. Entsprechendes gilt für das Level des Songwritings... usw.

Zakk_Wylde hat geschrieben:Was natürlich immer auch mit reinspielt ist: was kann ich selber anbieten? Wenn ein versierter Sänger/in an Bord ist, macht das einen sicherlich interessant. Entsprechendes gilt für das Level des Songwritings... usw.

Tatsächlich haben wir jetzt schon zweimal in Gesprächen mit Keyboardern das "Problem" gehabt, dass sie glaubten, nicht auf unserem Niveau mitspielen zu können - waren in jedem Fall interessante Gespräche. Tatsächlich würde es die Sache vereinfachen, wenn unser Proberaum näher an einer "Metropolregion" wäre, in diesem Fall Köln. Wir proben aber leider ein paar Dutzend Kilometer entfernt - und obwohl mein Proberaum bestens ausgestattet ist, finden das die meisten Kolleginnen und Kollegen dann schon wieder zu mühsam. Es ist auch immer wieder verblüffend zu erleben, wie "unbeweglich" viele Musiker sind. Im Prinzip ist es ja in Ordnung, Bus und Bahn zu nutzen. Aber Probetermine oder Auftritte finden nun oftmals zu Uhrzeiten statt, an denen der ÖPNV einen schon mal im Stich lässt. Ach, ich merke schon: Das ist wieder ein Thema, mit dem Bibliotheken füllen könnte...!

By the way: Wir machen auch als Drei-Mann-Band ordentlich Alarm. Die Suche nach einem Keyboarder kommt uns nur gelegentlich noch mal in den Sinn.

Such doch einen zweiten Gitarristen, der Euch die Teppiche aus "Schwebesounds" liefert, Pseudoorgelklang, Synthesizer etc.

Nur das Solospielen würde ich ihm verbieten

spanking the plank hat geschrieben:Such doch einen zweiten Gitarristen, der Euch die Teppiche aus "Schwebesounds" liefert, Pseudoorgelklang, Synthesizer etc.

Nur das Solospielen würde ich ihm verbieten

Ich hätte ja gerne einen Percussionisten - oder besser noch eine Percussionstin. So etwas wie diese hier zum Beispiel:

https://www.youtube.com/watch?v=2eopTE9MV7Y

Hör uff - so eine stiehlt euch die Show

Die Keyboarder, die Du suchst, die gab es vielleicht noch nie.
Alles Orgelweltmeister. Zehnfingerkrankheit. Schlimm. Wer den DX-7 erfunden hat, gehört heute noch ausgepeitscht.
Dabei gibt es sie doch, wenn auch wenige. So wunderbare Organisten, da brauchst Du keinen Bass. Matt Schofield Trio. Such doch so was wie den Typen von Lorenzo Petrocca. Oder den von Gregor Hilden, der ist doch ums Eck. Die schmeißen den Laden.
Hach. Ernsthaft, ich glaube, das was Du suchst, ist nur aus der Schweinejazz-Szene oder aus der deutschen Deep-Purple-Tribute-Szene (Demon's Eye etc.) zu akquirieren. Und da bleiben verdammt wenige über.
Dann halt doch die EHX B9 Organ Machine?
Aber dann fehlt halt die Gitarre. Obwohl, gesplittet mit Octaver?

Hör mir auf mit diesen EHX Dingern! Hatte mal eines zum Testen da, weiss gar nicht mehr welches. Ich glaube, das C9.
Da lese ich seit Jahren etliche Testberichte zu den Teilen, die da nach und nach auf den Markt kamen, und denke mir jedes Mal: Hmmm, das wäre doch mal was, wenn es funktioniert. Und letztes Jahr bin ich eher zufällig an eines geraten, hätte es billig gebraucht kaufen können.... Aber nö! Vergiss es! Taugt nix! Ich kriege mit einem intelligenten Pitch Shifter brauchbarere Pseudo-Orgelsounds hin.

Wollte ich nur mal so am Rande erwähnt haben...

Also ich habe eher so ein Problem mit der Signalqualität bei EHX ...
Aber die B9-Organ Machine ist für mich ein vollwertiger Ersatz eines schlechten Keyboarders, also genau das, was man braucht

Reinhardt hat geschrieben:Also ich habe eher so ein Problem mit der Signalqualität bei EHX ...
Aber die B9-Organ Machine ist für mich ein vollwertiger Ersatz eines schlechten Keyboarders, also genau das, was man braucht

So ein Organ-Simulator ist nix für mich. Ich muss mir

- den Ablauf meiner Songs merken,
- meine Texte nicht vergessen,
- anständig Gitarre spielen,
- auf meine Band-Kumpels achten,
- den ein oder anderen Treter auf meinem Board treffen,
- auf der Bühne mit dem Publikum interagieren,
- gelegentlich auf das Gesangseffektgerät latschen, das ich hier und da nutze,
- und noch ein paar Sachen mehr, die mir gerade nicht einfallen.

In jedem Fall muss ich nicht auch noch den Keyboard-Part übernehmen. Und wenn, dann bräuchte ich dazu keinen EHX-Apparat, sondern könnte ja direkt ein kleines Keyboard bedienen

Es geht mir im Übrigen ja nicht nur darum, neben der Gitarre einfach nur noch ein weiteres "Melodie-Instrument" zu haben. Es geht mir auch um den kreativen Input, den ein(e) gute(r) Mitspieler(in) gegebenenfalls mitbringt!

Haha! Der war gut.

Da sagt Markus was:

der einzige Keyboarder, der mich wirklich begeisterte in meinem Umfeld, der nebenbei auch nur 2 Sounds nutzte -
KLavier und Organ - der kreativ zu eigenen Songs tolle Ideen beisteuerte und nicht in 5 sondern in 3 Bands tätig war,
was macht der jetzt: in einer Karnvevals-Truppe mit 50 Jahren versuchen, im Kölner Karneval groß rauszukommen...!
Und das nicht auf dem Niveau von Brings, Kasalla oder Cat Ballou sondern deutlich darunter

Markus hat geschrieben: Gelegentlich kommen meine Kumpanen und ich auf die Idee, dass wir für unser wachsendes Programm mit eigenen Songs doch hier und da einen Keyboarder gebrauchen könnten. ...Wo findet Ihr denn so vernünftige Mitspielerinnen und Mitspieler für Eure musikalischen Vorhaben?

Gar nicht.
Wir suchen auch nicht.
Das mussten wir unserem (prima) Bassisten bei dessen Einstieg versprechen.
Aus den genannten Gründen fiel uns das leicht.