Es geht weiter abwärts!
- Markus
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- Registriert: Fr 29. Okt 2010, 13:25
Es geht weiter abwärts!
Hier mal ein weiterer Beitrag zum bekannten Thema "Die Musikbranche und mit ihr die Musiker sind im Eimer" - stammt aus SPIEGEL ONLINE:
Die gute Nachricht zuerst: Der milde Barde Amos Lee rauschte diese Woche mit seinem Werk "Mission Bell" auf die Pole-Position der US-amerikanischen Album-Charts. Das ist einerseits überraschend, weil Lees dezent kultivierte Songs keine wirklichen Radio-Renner sind, andererseits, weil die Platte von den Wüsten-Rock-Assen Calexico produziert wurde und Gäste wie Lucinda Williams und Willie Nelson an Bord sind. Meister ihres Fachs, die die Pop-Charts jedoch nur von unten kennen.
Das Erstaunen perfekt macht ein weiterer Blick auf die Top-Ten-Album-Liste, wo auf Platz zwei der Vollbartträger Sam Beam alias Iron & Wine thront, auf Rang sechs sonnen sich die aufgedrehten britischen Folkrocker Mumford & Sons, und über Position zehn jubilieren die ambitionierten Künstler von The Decemberists. Sogenannte "Indie/Alternative"-Künstler, die sich nun in der Champions League von Madonna, U2 und Lady Gaga wiederfinden.
Der schlechte Teil der Nachricht ist, dass das Phänomen ein weiterer Beleg für den Niedergang der Musikindustrie ist, denn mit seinem Nummer-Eins-Sieg setzte Amos Lee auch einen traurigen Rekord: Er landete ihn mit nur 40.000 verkauften Tonträgern - so wenigen wie noch nie in der Geschichte dieser Hitliste. Die CD-Verkäufe überhaupt sind vergangene Woche im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent eingebrochen. Ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht.
Schönen Gruß
Markus
Die gute Nachricht zuerst: Der milde Barde Amos Lee rauschte diese Woche mit seinem Werk "Mission Bell" auf die Pole-Position der US-amerikanischen Album-Charts. Das ist einerseits überraschend, weil Lees dezent kultivierte Songs keine wirklichen Radio-Renner sind, andererseits, weil die Platte von den Wüsten-Rock-Assen Calexico produziert wurde und Gäste wie Lucinda Williams und Willie Nelson an Bord sind. Meister ihres Fachs, die die Pop-Charts jedoch nur von unten kennen.
Das Erstaunen perfekt macht ein weiterer Blick auf die Top-Ten-Album-Liste, wo auf Platz zwei der Vollbartträger Sam Beam alias Iron & Wine thront, auf Rang sechs sonnen sich die aufgedrehten britischen Folkrocker Mumford & Sons, und über Position zehn jubilieren die ambitionierten Künstler von The Decemberists. Sogenannte "Indie/Alternative"-Künstler, die sich nun in der Champions League von Madonna, U2 und Lady Gaga wiederfinden.
Der schlechte Teil der Nachricht ist, dass das Phänomen ein weiterer Beleg für den Niedergang der Musikindustrie ist, denn mit seinem Nummer-Eins-Sieg setzte Amos Lee auch einen traurigen Rekord: Er landete ihn mit nur 40.000 verkauften Tonträgern - so wenigen wie noch nie in der Geschichte dieser Hitliste. Die CD-Verkäufe überhaupt sind vergangene Woche im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent eingebrochen. Ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht.
Schönen Gruß
Markus
Re: Es geht weiter abwärts!
Ich werte das als gutes Zeichen.
Denn was den Bach runter geht ist die meiner Meinung nach unseelige Verknüpfung Industrie/Musik.
Die Idee, daß eine Plattenfirma Mäzenengleich einem Künstler ein freies Schaffen durch seine Entbindung von wirtschaftlichen Nöten
ermöglicht hab ich zu allen Zeiten und schon immer für ein Märchen gehalten.
Es ist eher wie die Beziehung von Erzbischof Colloredo und dem jungen Mozart.
Die Charts spiegeln nicht die Qualität von Musik wieder, sondern nur die Quantität von Verkaufserlösen.
Ein Ergebnis wird sein, daß wir - so hoffe und wünsche ich mir es - wieder mehr Musik live erleben werden.
Denn was den Bach runter geht ist die meiner Meinung nach unseelige Verknüpfung Industrie/Musik.
Die Idee, daß eine Plattenfirma Mäzenengleich einem Künstler ein freies Schaffen durch seine Entbindung von wirtschaftlichen Nöten
ermöglicht hab ich zu allen Zeiten und schon immer für ein Märchen gehalten.
Es ist eher wie die Beziehung von Erzbischof Colloredo und dem jungen Mozart.
Die Charts spiegeln nicht die Qualität von Musik wieder, sondern nur die Quantität von Verkaufserlösen.
Ein Ergebnis wird sein, daß wir - so hoffe und wünsche ich mir es - wieder mehr Musik live erleben werden.
- Markus
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- Registriert: Fr 29. Okt 2010, 13:25
Re: Es geht weiter abwärts!
Hm, ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das passiert. Denn die hauptsächliche Entwertung von Musik vollzieht sich doch leider durch die Hörer selbst. Die House-Generation konsumiert Musik wie Tütenchips - und für diese Generation ist das "Tauschen" von Musikfiles keine Ausnahme, sondern die Regel. Mit einem 20-jährigen heute über den Wert von Musik für den Künstler und für den Musikhörer zu diskutieren, ist sinnlos. Für ihn ist Musik eine Datei. Und die kann er schicken, wem immer er will. Umgekehrt bekommt er von seinen Kumpels jeden Tag ein paar hundert Musikdateien geschickt. Dass am Anfang der "Tauschkette" irgendein beseelter Musiker stand, der vielleicht von seiner Musik leben möchte, spielt bei all dem keine Rolle.
Mit einem Satz: Richtig abwärts geht es mit der Musik und den Musikern, weil die Musikhörer auf die Interessen der Kunstschaffenden scheißen! Und wie man das ändern kann/soll, ist noch niemandem eingefallen. Feststeht für mich, dass das Internet - im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung - den Musikern und Indie Labels wenig bis nichts gebracht hat. Ganz platt gesagt: Dass ich heute meine Videos auf Youtube hochladen kann, ist ja noch keine Lösung, die zum Füllstand meines Bankkontos beiträgt!
Mit einem Satz: Richtig abwärts geht es mit der Musik und den Musikern, weil die Musikhörer auf die Interessen der Kunstschaffenden scheißen! Und wie man das ändern kann/soll, ist noch niemandem eingefallen. Feststeht für mich, dass das Internet - im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung - den Musikern und Indie Labels wenig bis nichts gebracht hat. Ganz platt gesagt: Dass ich heute meine Videos auf Youtube hochladen kann, ist ja noch keine Lösung, die zum Füllstand meines Bankkontos beiträgt!
- Markus
- Beiträge: 2673
- Registriert: Fr 29. Okt 2010, 13:25
Re: Es geht weiter abwärts!
Da fällt mir noch eine kleine Geschichte ein: Vor ein paar Wochen habe ich einem 19-jährigen einen Song vorgespielt, den wir mit einer Band aufgenommen haben. Der Song hat einen ganz schnörkellosen 4/4-Beat und das Schlagzeug langt ordentlich hin, so dass der Beat auch wirklich gut zu hören ist. Allerdings nicht für den jugendlichen Musikhörer: Der meinte nämlich, dass er den Song nicht gut fände, weil der ja gar keinen Rhythmus hätte. Nach längerer Diskussion, Mitklatschen des Beats zu Demonstrationszwecken usw. usw. stellte sich heraus, dass der Herr die fette Bassdrum vermisste, die er von den Songs in seiner House-Disco gewöhnt ist. Ohne diese Gewitter-Bassdrum mit den Tieffrequenzen ist er nicht (mehr) in der Lage, dem Beat eines Songs zu folgen. Soweit zu den komplett versauten Hörgewohnheiten unserer Youngster!
- Matt 66
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- Instrumente: jede Menge
- Wohnort: Olching
Re: Es geht weiter abwärts!
Ich sehe es so:
Wenn jemand von Musik leben will, muss er auch die entsprechende Musik machen und die Marktgesetze kennen. Also Bohlen, Scooter und so. Die wissen selbst, dass ihr Zeug Billigmüll ist, aber wenn es sich verkauft, warum nicht.
Wenn andererseits jemand nur "seine Musik" machen will, so richtig idealistisch, dann braucht er sich nicht wundern, wenn er damit nicht zwangsläufig Geld verdient. Es kann passieren, ist aber eher Glück.
Für die idealistischen Indie-Mucker
ist das Internet und MP3-Austausch eine tolle Sache.
Für Madonna und U2 nicht.
Selbst etablierte Bands verdienen nur noch durch Konzerte. Warum gehen die Stones u.ä. denn immer noch auf Tournee? Warum gibt`s so viele Revivals von längst vergessenen Bands? Weil die Kohle brauchen! Es findet also wohl eine Verschiebung zur Live-Musik hin statt. Und das ist ja mal nicht ganz verkehrt. Dann zeigt sich nämlich, wer wirklich was kann oder wer nur im Studio mit Melodyne und Co etwas zustandebringt. Ich üb jetzt schon mal...
Wenn jemand von Musik leben will, muss er auch die entsprechende Musik machen und die Marktgesetze kennen. Also Bohlen, Scooter und so. Die wissen selbst, dass ihr Zeug Billigmüll ist, aber wenn es sich verkauft, warum nicht.
Wenn andererseits jemand nur "seine Musik" machen will, so richtig idealistisch, dann braucht er sich nicht wundern, wenn er damit nicht zwangsläufig Geld verdient. Es kann passieren, ist aber eher Glück.
Für die idealistischen Indie-Mucker

Für Madonna und U2 nicht.
Selbst etablierte Bands verdienen nur noch durch Konzerte. Warum gehen die Stones u.ä. denn immer noch auf Tournee? Warum gibt`s so viele Revivals von längst vergessenen Bands? Weil die Kohle brauchen! Es findet also wohl eine Verschiebung zur Live-Musik hin statt. Und das ist ja mal nicht ganz verkehrt. Dann zeigt sich nämlich, wer wirklich was kann oder wer nur im Studio mit Melodyne und Co etwas zustandebringt. Ich üb jetzt schon mal...
Re: Es geht weiter abwärts!
Matt 66 hat geschrieben: Warum gehen die Stones u.ä. denn immer noch auf Tournee? Warum gibt`s so viele Revivals von längst vergessenen Bands? Weil die Kohle brauchen!
die Stones machen das, weil's ihnen Spaß macht. Geld verdienen müssen die garantiert nicht mehr. Bei den anderen spielt wohl beides eine Rolle.
- Markus
- Beiträge: 2673
- Registriert: Fr 29. Okt 2010, 13:25
Re: Es geht weiter abwärts!
Einspruch, Euer Ehren! Sollen denn nur Bohlen und die anderen Deppen von der Musik leben können. Und die, die wirklich tolle Musik machen, die innovativ und inspirierend sind, die sollen ihren Lebensunterhalt gefälligst mit Live-Mucke verdienen. Also, soooo einfach sollte man sich die Sache nicht machen. Und im Übrigen wisst Ihr alle: Von Konzerten, zu denen 50 oder 100 Leutchen kommen, von denen noch die Hälfte auf der Gästeliste stehen, wird kein Musiker satt. Also muss ein gesunder Einnahmen-Mix. Das ist in jedem anderen Beru auch so - nur für Musikschaffende soll das nicht gelten. So aber nicht, Freunde der Tonkunst!
- Großmutter
- Beiträge: 1757
- Registriert: Mo 25. Okt 2010, 11:04
Re: Es geht weiter abwärts!
...der durch und durch korrupten und unmoralischen "Musikindustrie" weine ich keine Träne nach, ich empfinde die Ironie ob der Tatsache, dass sie ihren Niedergang eher mehr als weniger selbst herbeigeführt hat sogar als tiefe Genugtuung. Ansonsten volle Zustimmung für Markus...
Re: Es geht weiter abwärts!
Großmutter hat geschrieben:...der durch und durch korrupten und unmoralischen "Musikindustrie" weine ich keine Träne nach, ich empfinde die Ironie ob der Tatsache, dass sie ihren Niedergang eher mehr als weniger selbst herbeigeführt hat sogar als tiefe Genugtuung. Ansonsten volle Zustimmung für Markus...
ganz klares +1
Es ist doch so, dass einerseits die Konsumenten oft über die Musikindustrie schimpfen und die Bands auf der anderen Seite genauso darüber schimpfen, aufgrund von Knebelverträgen, mangelnder Unterstützung, Reinreden in die Art und Ausführung der Musik etc.
Spätestens wenn die Interpreten nur noch nach Gewinnmaximierung und Shareholdervalue beurteilt werden, bleiben die Vielfalt und der eventuell vorhandene künstlerische Anspruch komplett auf der Strecke.
Und das man mit leicht verdaulicher Mainstreammucke mehr Geld verdienen kann, als mit idealistischer Nischenmusik ist jetzt so neu auch nicht.
Grüße
Kwyjibo
Re: Es geht weiter abwärts!
Markus hat geschrieben:Einspruch, Euer Ehren! Sollen denn nur Bohlen und die anderen Deppen von der Musik leben können. Und die, die wirklich tolle Musik machen, die innovativ und inspirierend sind, die sollen ihren Lebensunterhalt gefälligst mit Live-Mucke verdienen. Also, soooo einfach sollte man sich die Sache nicht machen. Und im Übrigen wisst Ihr alle: Von Konzerten, zu denen 50 oder 100 Leutchen kommen, von denen noch die Hälfte auf der Gästeliste stehen, wird kein Musiker satt. Also muss ein gesunder Einnahmen-Mix. Das ist in jedem anderen Beruf auch so - nur für Musikschaffende soll das nicht gelten. So aber nicht, Freunde der Tonkunst!
was wünschenswert wäre, ist die eine Sache... Du wirst die Lage durch gute Worte und Appelle nicht ändern können, man muss sich leider mit der Realität abfinden. Die Tausch-Kiddies kannst du nicht umerziehen. Diese Umsonst-Mentalität findet man übrigens nicht nur in der Musikszene, die Print-Verlage haben das gleiche Problem, wer SPON liest, kauft sich nicht unbedingt auch eine gedruckte Ausgabe.
Die Frage ist: Wie würdest du dir die ideale Lage vorstellen? Sie nur zu beklagen hilft ja nicht. Da ich im Print-Bereich arbeite, kenne ich die Schwierigkeiten ziemlich gut, bislang haben sich alle die Zähne daran ausgebissen, denn die ausschließliche Finanzierung der Online-Angebote durch Werbung funktioniert nicht (zumal die Meisten einen Werbeblocker verwenden).
Gruß
Jürgen
Re: Es geht weiter abwärts!
Nun, es gab schon mal so einen ähnlichen Fall in der Weltgeschichte, als sich das Automobil langsam als Fortbewegungsmittel durchsetzte, schaute manch ein Hufschmied blöd aus der Wäsche ...
- Markus
- Beiträge: 2673
- Registriert: Fr 29. Okt 2010, 13:25
Re: Es geht weiter abwärts!
Tja, Kollege Chili, wenn ich eine Lösung wüsste, wäre ich wahrscheinlich schon steinreich, ziemlich berühmt und was weiß ich. Ich bin ja selbst Journalist - kenne also das Rumgeeier in der Medienwirtschaft -, habe ein eigenes Indie-Label gegründet - weil ich keinen Bock auf die Gequatsche irgendwelcher "Major-Manager" habe, die dann doch nix tun - und verfolge die Entwicklung der Internet-Wirtschaft schon von Berufs wegen seit fast zwei Jahrzehnten. Ganz ehrlich: Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie sich die Musikszene weiter entwickeln kann. Man kann ja die wundersamen Möglichkeiten des Internets für "Indies" bejubeln und die großkotzige Musikindustrie hassen - aber ohne halbwegs tragfähige Geschäftsmodelle funktioniert nun mal keine Branche, egal, wie mit wievielen Idealisten sie besetzt ist. Am Ende aller Tage müssen alle irgendetwas zu essen auf dem Teller haben - und das muss mit irgendwelchen Euros bezahlt werden.
In der Printbranche hoffen jetzt alle darauf, mit dem iPad den Gordischen Knoten der Umsonst-Kultur im Internet durchschlagen zu können. Ich bin skeptisch, ob sich diese Hoffnungen erfüllen werden. Und für die Musikszene bin ich da auch nicht sehr euphorisch. Hat mich aber, wie gesagt, nicht davon abgehalten, mal mit einem eigenen kleinen Label ein wenig zu testen, wie diese ganze Branche überhaupt so funktioniert! Wenn ich irgendetwas dabei lerne, lasse ich Euch an meiner neu erworbenen Weisheit teilhaben, versprochen!
Schönen Gruß
Markus
In der Printbranche hoffen jetzt alle darauf, mit dem iPad den Gordischen Knoten der Umsonst-Kultur im Internet durchschlagen zu können. Ich bin skeptisch, ob sich diese Hoffnungen erfüllen werden. Und für die Musikszene bin ich da auch nicht sehr euphorisch. Hat mich aber, wie gesagt, nicht davon abgehalten, mal mit einem eigenen kleinen Label ein wenig zu testen, wie diese ganze Branche überhaupt so funktioniert! Wenn ich irgendetwas dabei lerne, lasse ich Euch an meiner neu erworbenen Weisheit teilhaben, versprochen!
Schönen Gruß
Markus
Re: Es geht weiter abwärts!
Was entwertet wird ist bei den Kopierkids doch nur oberflächlich die Musik selbst. In Wahrheit wird doch das Gefüge "ich lass mir nen Song einfallen, und dessen
KOPIE
verkauft jemand für mich möglichst oft" zurecht aus den Angeln gehoben.
Da liegt doch der Hund begraben. Das ist doch die Krux. War doch schon zu Beethovens Zeiten genauso, da waren's halt Verlage.
Und Beethoven war finanziell auf den Verkauf seiner Notenkopien angewiesen - blöd nur, daß ihm öfters mal Musik, die erstmal als "unspielbar" eingestuft wurde (von ihm und anderen) eingefallen ist.
Sobald jemand anderer deine Kopien verschachert, bist du verratzt. Da bin ich lieber Mucker und kopiere am Instrument andere.
KOPIE
verkauft jemand für mich möglichst oft" zurecht aus den Angeln gehoben.
Da liegt doch der Hund begraben. Das ist doch die Krux. War doch schon zu Beethovens Zeiten genauso, da waren's halt Verlage.
Und Beethoven war finanziell auf den Verkauf seiner Notenkopien angewiesen - blöd nur, daß ihm öfters mal Musik, die erstmal als "unspielbar" eingestuft wurde (von ihm und anderen) eingefallen ist.
Sobald jemand anderer deine Kopien verschachert, bist du verratzt. Da bin ich lieber Mucker und kopiere am Instrument andere.
- Markus
- Beiträge: 2673
- Registriert: Fr 29. Okt 2010, 13:25
Re: Es geht weiter abwärts!
Tja, aber irgendwie brauchst Du ja einen, der mal was erfindet, was Du dann kopieren kannst. Kunst braucht Innovation. Und wenn es die nicht mehr gibt, weil alle nur noch in Coverbands spielen und damit Hallen füllen, dann wird irgendwann die Luft ganz dünn!
Re: Es geht weiter abwärts!
sehe ich alles genauso wie du, Markus. Ob das iPad uns retten wird, wage ich auch zu bezweifeln. Zumindest nicht nach dem abgeschotteten Apple-Modell, das akzeptiert heute niemand mehr. Und Apple will ja dabei auch noch kräftig abkassieren.
Kultur lebt meiner Ansicht nach zum großen Teil von Enthusiasten, die bereit sind, Nachteile in Kauf zu nehmen. Was aus der klassischen Musik ohne Förderung geworden wäre, darüber kann man spekulieren. Wenn die "Musikindustrie" nicht mehr fett verdient, muss man das nicht beklagen. Ich würde es gut finden, wenn sich der vermutete Trend zur Live-Musik durchsetzt. Glaube das aber noch nicht so richtig...
Gruß
Jürgen
Kultur lebt meiner Ansicht nach zum großen Teil von Enthusiasten, die bereit sind, Nachteile in Kauf zu nehmen. Was aus der klassischen Musik ohne Förderung geworden wäre, darüber kann man spekulieren. Wenn die "Musikindustrie" nicht mehr fett verdient, muss man das nicht beklagen. Ich würde es gut finden, wenn sich der vermutete Trend zur Live-Musik durchsetzt. Glaube das aber noch nicht so richtig...
Gruß
Jürgen
- Großmutter
- Beiträge: 1757
- Registriert: Mo 25. Okt 2010, 11:04
Re: Es geht weiter abwärts!
Hecky hat geschrieben:Nun, es gab schon mal so einen ähnlichen Fall in der Weltgeschichte, als sich das Automobil langsam als Fortbewegungsmittel durchsetzte, schaute manch ein Hufschmied blöd aus der Wäsche ...
...nun ja, der Vergleich funzt nicht wirklich. Aber auf den Niedergang der Automobil-Industrie freue ich mich ganz besonders!!!
Re: Es geht weiter abwärts!
Markus hat geschrieben:Tja, aber irgendwie brauchst Du ja einen, der mal was erfindet,
Natürlich, meine Rede. Aber das entsteht ja auch deswegen kaum noch, weil die Verbindung von Idee und Verkauf der Idee so gewohnt und eingeschliffen ist. Deshalb ist das Internet trotzdem eine interessante Plattform, weil von der "Maschine" grundsätzlich möglicherweise weitgehend entkoppelt, nur wirds halt unübersichtlich. Und davon leben (nur von seiner eigenen Musik), das ist und war ohnehin immer nur sehr wenigen möglich. Und dies auch nicht immer in deren eigener Vita.
Das Berufsbild eines Musikers, so wie ich es lebe ist ohnehin das auf möglichst viele Pferde zu setzen.
Ich kann davon leben, mach aber halt auch sehr vieles Verschiedene (auch weil ich die Fähigkeiten dazu habe).
Reich wird man nicht, aber es macht fast immer saumäßig viel Spaß.
Ambitionen einen "Hit" zu schreiben hab ich schon vor 20 Jahren aufgegeben! Gottseidank!
- Markus
- Beiträge: 2673
- Registriert: Fr 29. Okt 2010, 13:25
Re: Es geht weiter abwärts!
Aufgeben? Niemals! 

-
- Beiträge: 1970
- Registriert: Mo 25. Okt 2010, 11:38
Re: Es geht weiter abwärts!
Ich gehe da noch weiter als Markus: es haben sich ja auch die Hörgewohnheiten geändert !
Die Freunde meiner Kinder schauen immer komisch, wenn sie bei mir das Wohnzimmer betreten - da dort noch eine "klassische" Stereo-Anlage steht (CD-Player + Verstärker) sowie zwei Standboxen - das kennen die teils gar nicht mehr.
Durch das Benutzen der ganzen MP3-Formate über Kopfhörer oder diese lustigen PC/Monitor-Boxen (sage bitte jetzt keiner, wie geil die teils klingen können - tun sie nicht!) fällt doch dieses Klangerlebnis völlig weg (viel Bass-Boost, damit die Lieder überhaupt einigermaßen "warm" klingen etc.).
Sogar meine Herren Mitmusiker (alle wie ich Frühvierziger) haben sich teils von ihrer Anlage verabschiedet, weil so "viel mehr Platz im Wohnzimmer ist"
(Wobei meist die holde Gattin die Triebfeder war, da ja über den Flachbildschirm alles laufen kann...).
Und wenn man dann noch mitteilt, daß man sich gerade eine neue CD/Platte gekauft hat, erfolgt ein mitleidiges Lächeln nach dem Motto "Du Armer, das gibt es doch alles umsonst im Netz - wir haben sogar unsere CD-Sammlung aufgelöst, da man viel mehr Stunden am Stück im Stick hat..."
Interessant ist, das es noch nie so günstig war, gut funktionierendes, klingendes Equipment (Gitarre/Amp etc.) zu erlangen - aber immer weniger nutzen dies !
So gesehen war nicht die Generation Computer der Totengräber der Musik-Branche sondern die Generation Play-Station/Handy - da man jeden Euro halt nur ein mal ausgeben kann. Und da hat sich die Gesellschaft total verändert...
Linus
Die Freunde meiner Kinder schauen immer komisch, wenn sie bei mir das Wohnzimmer betreten - da dort noch eine "klassische" Stereo-Anlage steht (CD-Player + Verstärker) sowie zwei Standboxen - das kennen die teils gar nicht mehr.
Durch das Benutzen der ganzen MP3-Formate über Kopfhörer oder diese lustigen PC/Monitor-Boxen (sage bitte jetzt keiner, wie geil die teils klingen können - tun sie nicht!) fällt doch dieses Klangerlebnis völlig weg (viel Bass-Boost, damit die Lieder überhaupt einigermaßen "warm" klingen etc.).
Sogar meine Herren Mitmusiker (alle wie ich Frühvierziger) haben sich teils von ihrer Anlage verabschiedet, weil so "viel mehr Platz im Wohnzimmer ist"

Und wenn man dann noch mitteilt, daß man sich gerade eine neue CD/Platte gekauft hat, erfolgt ein mitleidiges Lächeln nach dem Motto "Du Armer, das gibt es doch alles umsonst im Netz - wir haben sogar unsere CD-Sammlung aufgelöst, da man viel mehr Stunden am Stück im Stick hat..."

Interessant ist, das es noch nie so günstig war, gut funktionierendes, klingendes Equipment (Gitarre/Amp etc.) zu erlangen - aber immer weniger nutzen dies !
So gesehen war nicht die Generation Computer der Totengräber der Musik-Branche sondern die Generation Play-Station/Handy - da man jeden Euro halt nur ein mal ausgeben kann. Und da hat sich die Gesellschaft total verändert...
Linus
- Matt 66
- Beiträge: 7054
- Registriert: Fr 22. Okt 2010, 19:40
- Instrumente: jede Menge
- Wohnort: Olching
Re: Es geht weiter abwärts!
Markus hat geschrieben:Einspruch, Euer Ehren! Sollen denn nur Bohlen und die anderen Deppen von der Musik leben können. Und die, die wirklich tolle Musik machen, die innovativ und inspirierend sind, die sollen ihren Lebensunterhalt gefälligst mit Live-Mucke verdienen. Also, soooo einfach sollte man sich die Sache nicht machen.
Sollen?
Natürlich nicht. Aber ich kann doch auch nicht hingehen und sagen: "Hier, liebes Label, ich habe da mal 20 innovative und inspirierende Songs aufgenommen. Bitte sorgt dafür, dass diese in aller Welt publik gemacht und gekauft werden, damit ich davon leben kann. Vielen Dank schon mal im voraus. Bis zum nächsten Mal. Tschüssi!"
In den 80ern und frühen 90ern, als man noch richtig Geld mit Tonträgerverkauf machen konnte, hat ein erfolgreiches Album 10-20 andere, weniger erfolgreiche Alben mitgetragen! D.h. wenn Beppi Pumpelhuber mit seinem Trio ein Album draußen hatte, dann nur weil Bon Jovi dermaßen viel verkauft haben, dass die Verluste, die der Beppi dem Label gebracht hat, damit kompensiert werden konnten.
Heute verkaufen aber auch die Großen nicht mehr so viel, also können weniger von den Kleinen mitgeschleift werden. Logisch.
Im übrigen ist es so, dass in der Kalkulation einer Band das Live-spielen/Touren meistens völlig unabhängig vom Tonträgergeschäft ist. D.h. da bedingt sich nichts gegenseitig.
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