Dass ich die Beatles mag, dürfte hier jeder wissen. Der Einfluss von John Lennon und Paul McCartney auf den künstlerischen Output der Band sind unbestritten. Dabei war zu Beginn der Karriere der Beatles John Lennon eindeutig der Kopf der Band. Er brachte die meisten Eigenkompositionen ein und sang auch die meisten Songs, insbesondere auch die meisten Coverversionen (Twist & Shout, Mr. Postman, Money, Rock´n´Roll Music, Roll Over Beethoven, Slow Down, Dizzy Miss Lizzy). Sein Einfluss ging gegen Mitte/Ende der 60er Jahre aber immer mehr zurück und Paul wurde zum wichtigsten Songschreiber und Sänger der Band, mit dem Ergebnis, dass die Beatles mehr "mellow" wurden. The Long And Winding Road, Hey Jude, Let It Be sind Belege dafür. Was aber war eigentlich die Rolle von George Harrison bei den Fab Four? Ja, er spielte eine ganz gute von Carl Perkins und Cliff Gallup (Gitarrist von Gene Vincent) beeinflusste Rock´n´Roll/Rockabilly Gitarre und durfte auch mal anno 1963/64 einen Carl Perkins Song auf der Langspielplatte singen (Everybody Tries To Be My Baby) und brachte einen guten Chorgesang. Sein Einfluss war am Anfang bis 1966 aber eher gleich Null. Das änderte sich ab dem in 1966 erschienenen "Revolver" Album mit dem netten Cover von Klaus Voormann, seit jenen Tagen Spezi von John Lennon. Das Album beginnt mit "Taxman", geschrieben und gesungen von George Harrison. M. E. der beste Song von Harrison, den er zu dem Songmaterial der Beatles beigesteuert hat inclusive einem guten und speziellen Gitarrensolo. In der Zeit danach waren die Beatles oft in Indien und der gute George wurde von der indischen Musik (leider) sehr beeinflusst. Seine Beiträge von da an bis zum sogenannten "White Album" der Beatles in 1968 waren gar greuslich und im Wesentlichen von indischer Musik inspiriert. Dazu ein jammervoller Gesang. Dann kam das Weiße Album und das für viele Kritiker beste Stück "While My Guitar Gently Weeps", auch hier jammert der gute George gesanglich wieder in bester Manier, die Welt ist Scheiße und nur die Gitarre kann ihn retten. Das Solo musste dann der damalige Kiffbruder Eric Slowhand Clapton einspielen, weil der gute Georg das nicht hinbekam. Nicht falsch verstehen. Der Song ist m. E. der zweitbeste, den er zum Liedgut der "Pilzköpfe" beigetragen hat. "Savoy Truffle" vom selben Album geht ebenfalls, ist aber kein Überbringer. "Little Piggies", wiederum vom
"White Album" ist Gesellschaftskritik, was den Text angeht, die Melodei ist eher mau. Dann kam er bei "Abbey Road", als es die Beatles im eigentlichen Sinne schon gar nicht mehr gab und jeder "sein" Ding machte, nochmals groß raus: Zwei Songs bleiben haften: "Something" - wiederum ein nöhliges Jammerlied und "Here Comes The Sun", das ich als seinen drittbesten Beitrag zum Liedgut der Vier werte.
Das ist nicht all zu viel - oder um es mit George Harrisons eigenen Worten mit einem Song von seinem Album "All Things Must Pass (sic!)" zu beschreiben: "Isn´t It A Pitty?" An einem der besten Harrison-Songs, den die Beatles nie veröffentlicht haben, hat er mit Bruder Erich Klappstuhl aber mitgeschrieben "Badge" vom "Goodbye"-Album von Cream. Da der gute Georg eine ziemlich krakelige Handschrift hatte, hatte er den Teil, den er als "Bridge" bezeichnete, Kenner wissen, der Musikalpart, an der die Chorus-Gitarre einsetzt, so undeutlich geschrieben, dass Kumpel Eric die Bezeichnung missverstand und als "Badge" las. So entstand der Titel des Songs. Irgendwie auch ziemlich traurig. Der liebe Georg war im Studio offensichtlich nicht in der Lage, mit Eric verbal zu kommunizieren. Na ja, der hatte ihm ja auch gerade "Layla" ausgespannt
