Sodele, jetz nochmal, ich kann nicht anders:
Rein zufällig habe ich ja eine exakte japanische 80er-Replika der 70er-Blackmore-Strat.
7,25 Zoll Radius, Spaghettibünde.
In der Tat, wer mit 8er-Saiten eine h-Saite im 16. Bund um einen Ganzton benden will, ditscht auf. Sprich, ich verstehe, was Menschenunfreund Richie damals mit dem Ausfräsen bezweckte, das gehe ich vollen Akkord mit Matt. Auch Yngwie spielt ja noch so eine traditionelle Strat, also gekauft.
(Was Spankys zu Recht angesprochene Countrykameraden angeht, denen ich ja näher stehe, auch spieltechnisch, die benden ihre Pedal-Steel-Licks ja hauptsächlich auf tieferen Saiten und auch auf tieferen Bünden, und da passiert Aufsetzen nach meiner Erfahrung nur bei extremsten Aktionen, zu denen wahrscheinlich nur Greg Kochs Klodeckelhände in der Lage sind.)
ABER: Ich habe grade nachgeschaut, eine JEM hat den sogenannten Wizard-Hals, Jumbo-Bünde und knapp 16 (!) Zoll Radius. Wieso hat Ibanez (wie auch Kramer, Jackson, Hamer, sonstige Bolidenstratbauer) das damals wohl gemacht? Genau, damit man im 22. Bund benden kann, bis der Arzt kommt.
Frage: Was ist am Porsche der dritte Spoiler? Hat er eine Funktion oder ist der nur Show?
Meine anderen Gitarren haben meist einen Radius von 10-16 Zoll und mittelhohe Bünde. Ich bende viel und gerne und spiele auch gern mal hoch. Ich kam bei denen noch nie zu dem Punkt, wo ich dachte, Mensch, ich muss die ausfräsen, das ist ja unerträglich. Radius und Bünde reichen also als Maßnahmen.
Also hake ich persönlich ausgefräste JEMS unter japanischem cleverem Marketing ab.
So, und genau jetzt zur Fano:
Die Fano hat eben keinen 7,25er-Radius, keine Spaghettis und kein Vesperbrett als Korpusform (jedenfalls ist das Vesperbrett angenehmer geformt) und wiegt auch nicht eine halbe Tonne wie die meisten Esche-Strats.
Trotzdem bietet sie die Sounds an, die ich brauche, wenn die Musik, die ich spiele, einen Tele-Sound erfordert. Nur ist die Ergonomie besser, der Klang ist hochkompetent.
Da ich von der Akustik komme, gibt es für mich nur zwei notwendige Bedingungen, die eine hochwertige Gitarre erfüllen muss: Ergonomie und Klang.
Das MUSS nicht GENAU klingen wie eine Tele, Torres, D-28. Das ist mir völlig wumpe. Ich will laut, aber dreidimensional, gleichmäßig, durchlässig, obertonreich.
Ob da was innovativ ist oder nicht, ist mir erstmal egal, ich will sauberes Handwerk fühlen und hören, ob es auch so aussieht, ist eh zweitrangig. Es gibt sicher hochinspirierende Innovationen, die wir hier alle schon angesprochen haben (ich hatte z.B. auf dem letzten Guitar Summit (peinlicherweise direkt vor Alex Miskos Augen, der hinter mir stand) Alex Miskos Signature-Akustik in der Hand, das fühlte sich verrückt an, war aber irgendwie sehr inspirierend), aber mich inspiriert erstmal die Bespielbarkeit einer Gitarre, wenn sie dann noch "gut" klingt (was auch immer das sein mag), dann bin ich schon mal hochzufrieden, was will ich mehr erwarten? Spielen muss sie immer noch der Stümper, der sie auf dem Schoß hat.
1900 Euro für zwei Bretter mit vier Schrauben ist eine Menge Geld, aber wenn ich die ausgebe, dann garantiert nicht für ein amerikanisches Massenprodukt von mexikanischen Wanderarbeitern (nichts gegen die mexikanischen Wanderarbeiter), das nur auf Marketing getrimmt ist, da die Leute das hören wollen, was auf der Kopfplatte steht. Womit ich nicht in Frage stelle, dass Fender auch gute Teles bauen kann, aber sie bieten sie halt aktuell eher für den doppelten Preis einer handgebauten Fano an. Also definitiv zu viel.
Es läuft ja hier vielmehr auf die Frage hinaus, wozu braucht man genau einen Telesound (oder LP-Sound oder oder) bzw. will ihn spielen.
Das ist doch eher der Problemkreis, nicht die Frage nach der technischen Innovation.