Beitragvon Stromgitarrenspieler » Sa 27. Nov 2010, 11:07
als Gitarrenbauer muss ich mich fragen, worin der Sinn meines Schaffens liegt, und wie hoch ich meine eigenen Ansprüche setze. Dementsprechend muss ich Reaktionen hinnehmen. Wenn mir ein Holzsplitter ausreißt, dann kaschiere ich das so, dass man das am Ende nicht mehr sieht, egal, wie teuer ich das Instrument verkaufe, weil Lack- oder Bindingfehler oder dergleichen bei großen Firmen entstehen, und die solche Instrumente billiger verkaufen können, das ist ja auch in Ordnung. Ich selber stehe jedoch vor der Entscheidung, ob ich Instrumente verkaufe, bei denen so etwas sein kann, oder ob ich die Verarbeitung so hoch setze, dass sich Fragen nach einem günstigeren Preis gar nicht stellen.
Der Sattel ist dillettantisch gemacht, da gibt es gar nichts zu rütteln, entweder der Kerl kann es nicht besser, oder es war ihm egal, einen Sattel kann man auch nach dem Spielfertigmachen gegen einen besseren ersetzen, er hat das nicht getan, und verkauft nun das Instrument für einiges billiger. Dennoch entsteht offensichtlich bei potentiellen Käufern der Eindruck, dass das Instrument aufgrund der schlechten Verarbeitung noch billiger sein müsste, weil hier nicht die Materialien eine Rolle spielen, sondern die Mängel, die bei einem Gitarrenbauer nicht üblich sind. Latscht denn der Landschaftsgärtner durch die Rosen, und sagt dem Kunden, er müsse jetzt weniger bezahlen? Nein, er wird den Schaden beheben, weil er einen gewissen Anspruch hat, der sich grundlegend von dem eines Mähdreschers unterscheidet. Solche Dinge sprechen sich schnell rum, und auch wenn nicht, der Kunde hat immer den Eindruck, dass dieser Handwerker seine Arbeit hin und wieder nicht so genau nimmt. OK, wenn ich keine hohen Anprüche an mich selber stelle, dann ist das die eine Sache, einen potentiellen Kunden auf diese Art zurecht zu weisen, ist jedoch nicht verhältnismäßig, weil die Verarbeitung nicht im richtigen Verhältnis zu einem Instrument von einem Gitarrenbauer steht.
Gruß
Sebastian