
Mutig oder feige? Gunter Sachs...
- Mr Knowitall
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Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
"Wir leben nicht länger als die Generationen vor uns, wir werden nur älter."


Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Darthie hat geschrieben:Basslümmel hat geschrieben:Und wer entscheidet wann die Würde ihre Grenze erreicht hat, der Kranke, oder der gesunde Angehörige?
Das ist keine Entscheidung. Der gesunde Angehörige hat für eine würdevolle Krankheit zu sorgen.
Bspw. den kranken Angehörigen im gefliesten Keller unterzubringen und einmal in der Woche die Fäkalien mit kaltem Wasserschlauch abzuspritzen ist unwürdig.
Gut, dazu braucht es erst mal eine gesunden Angehörigen um ein würdevolles Leben mit einer Krankheit leben zu können. Das mit der würdevollen Krankheit muss Du mir bitte noch mal definieren.

Ausserdem hat auch jeder das Recht auf einen würdevollen Tod.
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Schon richtig. Zum gesunden Angehörigen gehört auch der Wille, das Pflegen durch zu ziehen (bis zum Ende). Mir geht es eben als gesunder Angehöriger so. Und das spielt sich nicht in gefliesten Kellern, sondern im Krankenhaus ab...
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Basslümmel hat geschrieben:Das mit der würdevollen Krankheit muss Du mir bitte noch mal definieren.![]()
Art. 1 Abs. 1 GG: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Das schließt den kranken Menschen ein. Der kranke Mensch ist immer noch kein Stück Fleisch, das man im Keller wegsperrt.
Basslümmel hat geschrieben:Ausserdem hat auch jeder das Recht auf einen würdevollen Tod.
Absolut.
Wenn Herr Sachs das mit der Krankheit weggelassen und in seinen Abschiedsbrief geschrieben hätte: "Kein' Bock mehr, Ihr wisst schon, was ich meine!" krähte kein Hahn danach.
- Bassfuss
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Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Moin,
ich finde es richtig, wenn man selbst entscheidet, wann man gehen möchte. Die Frage ist aber, ob derjenige die Entscheidung überhaupt (noch) treffen konnte. Und das wird u. a. der Grund sein, warum Sachs zum jetzigen Zeitpunkt den Freitod gewählt hat.
Das Thema macht aber auch die aktive Sterbehilfe problematisch. Ich bin grundsätzlich dafür, aber wie weiß ich, ob der Patient bei Abgabe des Statements komplett Herr seiner Sinne ist? Daher ist es durchaus schwierig.
Ich finde übrigens die Anmerkungen zum Christentum und seiner Lehre bezüglich der Lebenserwartung ziemlich interessant und gelungen formuliert.
Ich möchte an dieser Stelle noch etwas anmerken, was ich selbst auch vor mir herschiebe: die Patientenverfügung endlich auszufüllen. Es darf keine moralische Verpflichtung für meine Verwandten sein, mich so lange wie möglich am "Leben" zu erhalten. Daher muß auch da jeder den Schritt selbst machen und dafür sorgen, festzulegen, was im Falle eines Falles mit ihm zu tun ist oder eben nicht zu tun ist.
Ich gehe selbst sogar noch einen Schritt weiter: ich mag keine Friedhöfe und möchte niemals auf einem begraben werden. Denn auch da schiebe ich jemandem eine 30jährige Pflegeverantwortung zu. Das möchte ich nicht.
ich finde es richtig, wenn man selbst entscheidet, wann man gehen möchte. Die Frage ist aber, ob derjenige die Entscheidung überhaupt (noch) treffen konnte. Und das wird u. a. der Grund sein, warum Sachs zum jetzigen Zeitpunkt den Freitod gewählt hat.
Das Thema macht aber auch die aktive Sterbehilfe problematisch. Ich bin grundsätzlich dafür, aber wie weiß ich, ob der Patient bei Abgabe des Statements komplett Herr seiner Sinne ist? Daher ist es durchaus schwierig.
Ich finde übrigens die Anmerkungen zum Christentum und seiner Lehre bezüglich der Lebenserwartung ziemlich interessant und gelungen formuliert.
Ich möchte an dieser Stelle noch etwas anmerken, was ich selbst auch vor mir herschiebe: die Patientenverfügung endlich auszufüllen. Es darf keine moralische Verpflichtung für meine Verwandten sein, mich so lange wie möglich am "Leben" zu erhalten. Daher muß auch da jeder den Schritt selbst machen und dafür sorgen, festzulegen, was im Falle eines Falles mit ihm zu tun ist oder eben nicht zu tun ist.
Ich gehe selbst sogar noch einen Schritt weiter: ich mag keine Friedhöfe und möchte niemals auf einem begraben werden. Denn auch da schiebe ich jemandem eine 30jährige Pflegeverantwortung zu. Das möchte ich nicht.
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Bassfuss hat geschrieben:Ich gehe selbst sogar noch einen Schritt weiter: ich mag keine Friedhöfe und möchte niemals auf einem begraben werden. Denn auch da schiebe ich jemandem eine 30jährige Pflegeverantwortung zu. Das möchte ich nicht.
So hatte ich auch lange Zeit gedacht, habe dies Einstellung aber geändert. So hat der Angehörige zumindest die Gelegenheit, selbst im Tode dem geliebten Menschen nahe sein zu können. Nicht nur im Gedächtnis und im Herzen, sondern auch buchstäblich gefühlt.
Ich muss diesen Monat an 2 Beerdignungen teilnehmen, früher war das ein graus für mich. Heute empfinde ich dieses Ritual erhaben. Eine anonyme Beerdigung, der ich mal beigewohnt habe, ist dagegen eiskalt wie der Tod.
Ich hoffe meine Beerdigung wird wie in unserem Büttenwarder, ich möchte Dich tanzen sehen mein lieber Frank und viellicht Schlagzeug spielen hören und das mit Humbucker Gitarren

Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Darthie hat geschrieben: Der kranke Mensch ist immer noch kein Stück Fleisch, das man im Keller wegsperrt.[/color]
Ja das ist ein gesellschaftspolitisches Problem. Auch wenn ich gleich eins auf die Mütze bekomme, füher hat sich die Frau um die gebrechliche Schwieger)Mutter, oder Schwieger/Vater gekümmert. Unser Wohlstand und der Drang auf Selbstverwirklichung erlaubt es uns die Alten und Kranken in gefliessten Räumlichkeiten zwischen zu parken.
Dem Sachs wäre das bestimmt erspart geblieben. Deren Angehörige hätten sich ein/e KuK Manager/In (Kotze und Kacke) ins Haus geholt.
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Basslümmel hat geschrieben:füher hat sich die Frau um die gebrechliche Schwieger)Mutter, oder Schwieger/Vater gekümmert.
Und, was hat die Frau dazu gesagt?
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Bassfuss hat geschrieben:Moin,
ich finde es richtig, wenn man selbst entscheidet, wann man gehen möchte. Die Frage ist aber, ob derjenige die Entscheidung überhaupt (noch) treffen konnte.
Ein sehr wichtiger Punkt. Mein Großvater hat lange Zeit erklärt, er würde sich bevor er zum Pflegefall würde selbst töten. Irgendwann war es dann soweit und er hat die Altersdemenz bekommen und wurde ein jahrelanger Pflegefall mit vollgeschissenen Windeln jeden Tag und dem geistigen Stand eines Säuglings. Natürlich konnte er die Entscheidung dann nicht mehr treffen und jemand anders hätte sie natürlich auch nicht treffen dürfen, da er sich sonst wegen eines Tötungsdelikts schuldig gemacht hätte.
Ich möchte an dieser Stelle noch etwas anmerken, was ich selbst auch vor mir herschiebe: die Patientenverfügung endlich auszufüllen. Es darf keine moralische Verpflichtung für meine Verwandten sein, mich so lange wie möglich am "Leben" zu erhalten. Daher muß auch da jeder den Schritt selbst machen und dafür sorgen, festzulegen, was im Falle eines Falles mit ihm zu tun ist oder eben nicht zu tun ist.
Mal ein kurzer Exkurs zur Sterbehilfe:
- aktive Sterbehilfe (d.h. man selbst bringt einen anderen als Täter um, z.B. durch Gift verabreichen) ist immer strafbar, auch wenn der Patient damit einverstanden ist (Tötung auf Verlangen --> § 216 StGB).
- passive Sterbehilfe ist nur dann straflos, wenn der Sterbeprozess unmittelbar schon eingeleitet ist (also ohne lebenserhaltende Maschinen, Medikamente usw. der Patient sterben würde) und die Sterbehilfe dem Willen des Patienten entspricht. Nur in diesem Fall bringt eine Patientenverfügung etwas. Das Abschalten der Maschinen/Nichtweiterbehandeln ist dann straflos.
Auch ich sehe die Patientenverfügung als sehr sinnvoll an, wenn man Herr über seinen eigenen Tod sein möchte, aber nicht mehr sein kann (weil man z.B. schwerkrank und dement ist oder im Dauerkoma liegt).
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Das war selbstverständlich für die Frau, wenn auch anstrengend. Doch Karriere machen ist auch ansterngend. Wohlstand und Liebe, beides hat seine Preis und benötigt Opfer. Zeit, entweder für sich, oder für andere.
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Darthie hat geschrieben:
[color=#0000FF]Das ist keine Entscheidung. Der gesunde Angehörige hat für eine würdevolle Krankheit zu sorgen.
Das ist leichter gesagt als getan. So ein Pflegeheim kostet oftmals 4000 Euro aufwärts pro Monat. Und selbst bei solchen Preisen ist es ein absoluter Massenbetrieb mit viel zu wenig und unterbezahltem Pflepersonal.
Und die Kinder der kranken Eltern sind oft ganztags berufstätig und müssen die Kohle erstmal aufbringen. Das Pflegegeld reicht meist auch nur für das Nötigste.
So eine "würdevolle Krankheit" ist manchmal gar nicht möglich, selbst wenn man es wollte.
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Basslümmel hat geschrieben:Das war selbstverständlich für die Frau, wenn auch anstrengend. Doch Karriere machen ist auch ansterngend.
Und was von beidem ist immerhin selbstbestimmter?
Und warum muss es gleich Karriere sein?
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Darthie hat geschrieben:Basslümmel hat geschrieben:Das war selbstverständlich für die Frau, wenn auch anstrengend. Doch Karriere machen ist auch ansterngend.
Und was von beidem ist immerhin selbstbestimmter?
Und warum muss es gleich Karriere sein?
Die Welt verändert sich nun mal und das Familienleben hast sich auch verändert. Es muss nicht die Karriere sein, es kann auch Interessenlosigkeit und Pipapo sein. Zum Beispiel kann ich verstehen wenn ein Kind, welches von einem Elternteil missbraucht wurde kein Mitgefühl hat, für den Elternteil, welches im gekachelten Raum einsam und hilflos dahin vegetieren muss.
Jeder von uns hat das Recht auf Eigenliebe.
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Basslümmel hat geschrieben:Die Welt verändert sich nun mal und das Familienleben hast sich auch verändert.
Eben, meine ich doch.
Ich würde einem potentiellen Schwiegersohn, der was von Küche, Kinder, Kirche faselt, ordentlich die Fresse polieren.
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Darthie hat geschrieben:Basslümmel hat geschrieben:Die Welt verändert sich nun mal und das Familienleben hast sich auch verändert.
Eben, meine ich doch.
Ich würde einem potentiellen Schwiegersohn, der was von Küche, Kinder, Kirche faselt, ordentlich die Fresse polieren.
Einer potentiellen Schwiegertochter auch?
Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Wie denn, Darthie hat ja nen Stall voller Mädels.... 

Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Al Burky hat geschrieben:Wie denn, Darthie hat ja nen Stall voller Mädels....
Dann hoffe ich für seine Mädels das sie einen Kerl finden, der es Wert ist so geliebt zu werdem, dass sie sogar bereit wären sich um die Kinder, die Küche und die Klampfen zu kümmern, sofern er in der Kirche rockt.

Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Al Burky hat geschrieben:Wie denn, Darthie hat ja nen Stall voller Mädels....
Nur 2!
Basslümmel hat geschrieben:Dann hoffe ich für seine Mädels das sie einen Kerl finden, der es Wert ist so geliebt zu werdem, dass sie sogar bereit wären sich um die Kinder, die Küche und die Klampfen zu kümmern, sofern er in der Kirche rockt.
Den Fellas bleibt ja nichts anderes übrig, denn Papa bietet das Vorbild in best practice. Und da Frauen ja immer den potentiellen Ehemann am eigenen Vater messen, haben es die Homies da draussen echt schwer.

Übrigens hätte ich auch nichts gegen potentielle Schwiegertöchter. Solange die Mädels happy sind...
- Honk04
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Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
Mr Knowitall hat geschrieben:Ich drehe den Spieß mal um: gerade der christliche Gutmensch sollte dem Nächsten die Schwäche zugestehen, diese Bürde nicht tragen zu wollen.
Dass alle um jeden Preis am Leben bleiben müssen, ist nämlich das Gegenteil von Barmherzigkeit.
Wer behauptet denn sowas???
Was Du nur für Leute kennst ...

Gruß
Honk
- Blues Bird
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Re: Mutig oder feige? Gunter Sachs...
In diesem Zusammenhang (und überhaupt) nachdenkenswert:
http://www.tagesspiegel.de/wissen/das-l ... 56540.html
http://www.tagesspiegel.de/wissen/das-l ... 56540.html