Frauenquote

Hecky

Frauenquote

Beitragvon Hecky » Di 13. Mär 2012, 11:23

Nossa, EU-Kommissarin Viviane Reding hat eine verbindliche europaweite Frauenquote für Führungspositionen in großen Unternehmen ins Gespräch gebracht. Viele Politiker(innen) greifen dies freudig auf ...

Ich halte dies für falsch.

Zunächst einmal ist anzumerken, dass als ausgewogenes Geschlechterverhältnis ein Mindestanteil von 40 % Frauen bzw. Männern gilt. Von den 27 EU-Kommissaren sind 9 Frauen.

Die unterschiedlichen Positionen in der Diskussion um die „Quote“ lassen sich auch ideologisch verorten: Chancengleichheit ist ein zentrales Ziel des Liberalismus. Im Unterschied zum Sozialismus, der eine Gleichheit im Ergebnis anstrebt, fordern Liberale gleiche Rahmenbedingungen und gleiche Aufstiegschancen.

Während Kritiker der liberalen Position bezweifeln, das sich Chancengleichheit wirklich herstellen lässt, haben Befürworter der „Gleichheit im Ergebnis“ bisher keine Forderung nach einer Quote beispielsweise bei der Müll- bzw. Gefahrgutbeseitigung oder der Gebäudeinnenreinigung gefordert.

Eine Umsetzung der unterschiedlichen Positionen dürfte letztlich eine Frage der Tat sein, wobei der Gerechtigkeitsgrad der liberalen Position mit dem Wegräumen von Hindernissen für die Chancengleichheit steigt während die „Gleichheit im Ergebnis“ gerechterweise auch in unattraktiven beruflichen Bereichen anzustreben wäre.

Nicht nur unter Effizienzgesichtspunkten spricht vieles dafür, mit der liberalen Position den Menschen eine möglichst freie Entscheidung gemäß ihren Fähigkeiten und Präferenzen zu ermöglichen.

Dazu ist es – vor allem auch im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung unter demografiepolitischen Gesichtspunkten ein wichtiges wirtschaftspolitisches Anliegen, auch hoch qualifizierten Frauen den Weg in Führungsfunktionen der Wirtschaft, der wirtschaftsnahen Organisationen und Institutionen zu ebnen, denn auch auf Führungsebenen wird sich ein Mangel an Hochqualifizierten einstellen.

Der Zugang zu Top-Führungspositionen ist für Frauen nach wie vor nur schwer erreichbar („Gläserne Decke“). Deswegen müssen die Arbeitsbedingungen auch auf Führungsebenen nicht nur auf „männliche“ Omnipräsenz, sondern mehr an den modernen Gedanken von Diversity, Change Mangement, Jobsharing, Timesharing usw. ausgerichtet werden, d. h. Frauen mit Familie müssen Positionen in Führungsetagen auch „wollen können“.

Der größere Anteil jüngerer Frauen in Führungsposition weist darauf hin, dass die Gründung von Familien zeitlich aufgeschoben wird und die männlich dominierten Arbeitsbedingungen sie zur Entscheidung entweder Familie oder Karriere zwingen.

Auch andere Studien legen den Schluss nahe, dass die Doppelbelastung von Familie und Beruf entscheidende Karrierebremse für Frauen ist. So gibt es in ostdeutschen Unternehmen deutlich mehr weibliche Führungskräfte als in Westdeutschland. Grund ist die bessere Kinderbetreuung im Osten. Deswegen müssen auch für Führungskräfte familienadäquate Arbeitsbedingungen eingeführt und zur Unternehmenskultur werden (Telearbeit, Teilzeit, Betriebskinderbetreuung)

Angesichts des bevorstehenden Fachkräftemangels werden sich Unternehmen nicht mehr leisten können, auf weibliche Führungskräfte zu verzichten. Unternehmenskulturelle Variablen wie Flexibilisierungsmodelle und grundlegend reformierte Einstellungen zur Work-Life-Balance werden zu Wettbewerbsparametern. Dauerpräsenz im Büro kollidiert nicht mit weiblicher Flexibilität, sondern ist nur Konsequenz nicht mehr zeitgemäßer „männlicher“ Karriererituale.

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Markus
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Re: Frauenquote

Beitragvon Markus » Di 13. Mär 2012, 11:38

Testweise könnte man ja schon mal eine Frauenquote für Musikerforen einführen. Dann wird es aber hier in der Gemeinde ganz, ganz eng!!! :laughter:

Läster Paul
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Re: Frauenquote

Beitragvon Läster Paul » Di 13. Mär 2012, 12:24

Meiner Ansicht nach sind diese Quoten Quatsch, weil Frauen in leitenden Positionen nicht benachteiligt sind, sondern weil ihnen dafür eine wichtige Eigenschaft fehlt, nämlich wichtiges von unwichtigem zu trennen.

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Re: Frauenquote

Beitragvon Markus » Di 13. Mär 2012, 12:30

Läster Paul hat geschrieben:Meiner Ansicht nach sind diese Quoten Quatsch, weil Frauen in leitenden Positionen nicht benachteiligt sind, sondern weil ihnen dafür eine wichtige Eigenschaft fehlt, nämlich wichtiges von unwichtigem zu trennen.



Boah, Kollege, jetzt kannste aber froh sein, dass hier im Forum die Frauenquote gegen 0 geht, denn sonst gäbe es nur eine Strafe für diesen Machospruch: :hung:

Darthie

Re: Frauenquote

Beitragvon Darthie » Di 13. Mär 2012, 12:34

Auch so: 5 € in die Chauvi-Kasse!

toptears

Re: Frauenquote

Beitragvon toptears » Di 13. Mär 2012, 12:42

Meine Chefin ist eine Frau, zehn Jahre jünger, so ist das bei uns Amis.

KennyXXL

Re: Frauenquote

Beitragvon KennyXXL » Di 13. Mär 2012, 12:51

toptears hat geschrieben:Meine Chefin ist eine Frau, zehn Jahre jünger, so ist das bei uns Amis.



Sitzt Dein Arbeitgeber in Minnesota?

toptears

Re: Frauenquote

Beitragvon toptears » Di 13. Mär 2012, 12:56

Illinois, Chicago.

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Re: Frauenquote

Beitragvon Capridriver » Di 13. Mär 2012, 13:15

Hecky hat geschrieben:Nossa, ...

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Re: Frauenquote

Beitragvon Mr Knowitall » Di 13. Mär 2012, 13:18

Dauerpräsenz im Büro kollidiert nicht mit weiblicher Flexibilität, sondern ist nur Konsequenz nicht mehr zeitgemäßer „männlicher“ Karriererituale.


Dann ist Dauerpräsenz im Büro die Konsequenz nicht mehr zeitgemäßer „männlicher“ Karriererituale? Inwiefern?

Dauerspräsenz im Büro kollidiert nicht mit (mangelnder?) weiblicher Flexibilität? Mit was dann?


Meiner einer mag ja Sätze, deren Aussage auch meiner einer versteht!

Hecky

Re: Frauenquote

Beitragvon Hecky » Di 13. Mär 2012, 13:24

Mr Knowitall hat geschrieben:
Dauerpräsenz im Büro kollidiert nicht mit weiblicher Flexibilität, sondern ist nur Konsequenz nicht mehr zeitgemäßer „männlicher“ Karriererituale.


Dann ist Dauerpräsenz im Büro die Konsequenz nicht mehr zeitgemäßer „männlicher“ Karriererituale? Inwiefern?

Dauerspräsenz im Büro kollidiert nicht mit (mangelnder?) weiblicher Flexibilität? Mit was dann?


Ich mag ja Sätze, deren Aussage auch ich verstehe!


Nossa, anders formuliert: Frauen (übrigens auch Männer), die sich an Dauerpräsenz im Büro nicht beteiligen können, weil sie z. B. familiäre Verpflichtungen wahrnehmen wollen, sind nicht inflexibel, sondern Opfer nicht mehr zeitgemäßer "männlicher Karrierrituale" wie z.B. die nicht mehr zeitgemäße Dauerpräsenz im Büro. ok?
Zuletzt geändert von Hecky am Di 13. Mär 2012, 13:44, insgesamt 1-mal geändert.

Hecky

Re: Frauenquote

Beitragvon Hecky » Di 13. Mär 2012, 13:26

Capridriver hat geschrieben:
Hecky hat geschrieben:Nossa, ...


Nossa, :up:

Darthie

Re: Frauenquote

Beitragvon Darthie » Di 13. Mär 2012, 14:12

Hecky hat geschrieben:Frauen (übrigens auch Männer), die sich an Dauerpräsenz im Büro nicht beteiligen können, weil sie z. B. familiäre Verpflichtungen wahrnehmen wollen, sind nicht inflexibel, sondern Opfer nicht mehr zeitgemäßer "männlicher Karrierrituale" wie z.B. die nicht mehr zeitgemäße Dauerpräsenz im Büro. ok?


Dem stimme ich zu.

Allerdings tritt hier ja bereits der technologische Wandel voll zu. Ich sitz' ja schon mit dem Blackberry beim Kacken auf'm Klo und beantworte Kollegen-eMails.
:facepalm:
Büropräsenz hat sich bald erledigt.

KennyXXL

Re: Frauenquote

Beitragvon KennyXXL » Di 13. Mär 2012, 14:14

toptears hat geschrieben:Illinois, Chicago.


Ah, OK. Dachte schon wir säßen im gleichen Boot.

Kenny
(Kleines Licht am Ende einer ausschließlich weiblichen chain of command)

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Re: Frauenquote

Beitragvon Mr Knowitall » Di 13. Mär 2012, 14:18

Darthie hat geschrieben:Büropräsenz hat sich bald erledigt.[/color]


Ob das ein Vorteil ist?

Hecky

Re: Frauenquote

Beitragvon Hecky » Di 13. Mär 2012, 14:31

Mr Knowitall hat geschrieben:
Darthie hat geschrieben:Büropräsenz hat sich bald erledigt.[/color]


Ob das ein Vorteil ist?


Nossa, fortschrittlicher wäre "Ständige Erreichbarkeit hat sich bald erledigt ..."

Darthie

Re: Frauenquote

Beitragvon Darthie » Di 13. Mär 2012, 14:36

Mr Knowitall hat geschrieben:Ob das ein Vorteil ist?


Es hat Vorteile, und es hat Nachteile. Ob die Vorteile die Nachteile überwiegen, oder umgekehrt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich merke schon zunehmend auch bei Kolleginnen und Kollegen das Überschwappen von Arbeitsinhalten in den häuslichen Bereich (aka privaten Sektor).
Die Göttergattin nimmt seit kurzem offiziell z.T. einen Telearbeitsplatz ein. Und verschwindet gelegentlich nach der "Tagesschau" nochmal ins (heimische) Büro, um ein paar Verträge korrekturzulesen...

Eine Bewertung erspare ich mir gegenwärtig, stelle nur fest, dass der Prozess technologisch befeuert wird und auf eine schiefe, mit Schmierseife eingefettete, Ebene gerät.

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Re: Frauenquote

Beitragvon Mr Knowitall » Di 13. Mär 2012, 14:40

Hecky hat geschrieben:
Nossa, fortschrittlicher wäre "Ständige Erreichbarkeit hat sich bald erledigt ..."



Wie soll das gehen? Exitus?

Darthie

Re: Frauenquote

Beitragvon Darthie » Di 13. Mär 2012, 14:43

Mr Knowitall hat geschrieben:
Hecky hat geschrieben:
Nossa, fortschrittlicher wäre "Ständige Erreichbarkeit hat sich bald erledigt ..."



Wie soll das gehen? Exitus?


Na ja, zu jeder Bewegung gibt's ja auch prompt die Gegenbewegung... "Wer wirklich wichtig ist, schaltet das Blackberry einfach aus - oder hat gar keins."

Hecky

Re: Frauenquote

Beitragvon Hecky » Di 13. Mär 2012, 14:44

Mr Knowitall hat geschrieben:Wie soll das gehen? Exitus?


Nossa, Neubewertung der Work-Life-Balance ...


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