Sind hier "pocket player" anwesend?

raana3800+

Sind hier "pocket player" anwesend?

Beitragvon raana3800+ » Mo 25. Mär 2013, 23:40

Und wenn ja, was heisst das genau? Dass man nur irgendwie tight spielt, und sich aufs wesentliche beschränkt?

Habe das in letzter Zeit öfter mal gelesen, konnte aber noch nicht ganz genau ne Definition davon finden.

Klärt mich auf. Ich gehe aber mal davon aus, dass wenigstens Tom ein solcher ist, schleim, schleim.

Han Solo

Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Han Solo » Di 26. Mär 2013, 00:10

Ich dachte pocket player sind Meister im Hosentaschenbillard.

Tom

Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Tom » Di 26. Mär 2013, 09:18

bedeutet soviel wie "drauf zu sein" - gemeint ist die Timeauffassung, der Groove oder auch das Metronom
ist glaub ich eher ein Ausdruck unter afro amerikanischen Musikern?

Dregen

Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Dregen » Di 26. Mär 2013, 09:22


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Reinhardt
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Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Reinhardt » Di 26. Mär 2013, 10:43

geschmackvoll Noten zur "richtigen" Zeit spielen.
Ich glaube, wenn das ein schwarzer Musiker zu Dir sagt, hast Du es geschafft.

Die Band von James Brown war glaube ich grundsätzlich in einer riesigen Pocket.

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Aldaron
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Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Aldaron » Di 26. Mär 2013, 11:19

Multitone hat geschrieben:Ich glaube, wenn das ein schwarzer Musiker zu Dir sagt, hast Du es geschafft.


Mein Schwiegervater ist Saxophonist und war mal auf nem Workshop mit einem Drummer von Miles Davis. Der sagte danach zu ihm "Not bad for a white guy!" :D

Nicknack

Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Nicknack » Di 26. Mär 2013, 12:06

Also meine 2 Cent:
Pocket-playing ist Teil dessen, was Du als Musiker nicht wrklich kernen kanst.
Es gibt einfach Menschen mit einer Art natürlichem Gefühl für Rhythmus und Harmonie, die es eben immer hinkriegen, genau an der richtigen Stelle den richtigen Ton zu spielen. Ich meine die immer daran zu erkennen, dass sie vor allem weniger spielen als andere.

Heisst: Pocket-playing ist nichts Akrobatisches, auf den ersten Blick Beeindruckendes. Das, was die Leute spielen, kann man relativ leicht kopieren, wennman fleissig übt.
Aber überhaupt erst mal auf die Idee zu kommen, es so zu spielen ... und das dann womöglich noch adhoc :up:

Zudem ist es mit dem Pocket-player wie mit dem Hipster:
Wer von sich behauptet, einer zu sein, ist keiner.

Cheers,
Nick

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Reinhardt
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Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Reinhardt » Di 26. Mär 2013, 12:22

Aldaron hat geschrieben:
Multitone hat geschrieben:Ich glaube, wenn das ein schwarzer Musiker zu Dir sagt, hast Du es geschafft.


Mein Schwiegervater ist Saxophonist und war mal auf nem Workshop mit einem Drummer von Miles Davis. Der sagte danach zu ihm "Not bad for a white guy!" :D


das ist schon knapp davor. ;-)

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Aldaron
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Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Aldaron » Di 26. Mär 2013, 12:24

Und ich bin da ganz weit weg! Ich muss jetzt wieder angreifen.

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Reinhardt
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Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Reinhardt » Di 26. Mär 2013, 12:27

Nicknack hat geschrieben:Also meine 2 Cent:
Pocket-playing ist Teil dessen, was Du als Musiker nicht wrklich kernen kanst.
Es gibt einfach Menschen mit einer Art natürlichem Gefühl für Rhythmus und Harmonie, die es eben immer hinkriegen, genau an der richtigen Stelle den richtigen Ton zu spielen. Ich meine die immer daran zu erkennen, dass sie vor allem weniger spielen als andere.

Heisst: Pocket-playing ist nichts Akrobatisches, auf den ersten Blick Beeindruckendes. Das, was die Leute spielen, kann man relativ leicht kopieren, wennman fleissig übt.
Aber überhaupt erst mal auf die Idee zu kommen, es so zu spielen ... und das dann womöglich noch adhoc :up:

Zudem ist es mit dem Pocket-player wie mit dem Hipster:
Wer von sich behauptet, einer zu sein, ist keiner.

Cheers,
Nick


Ich kann der Meinung nicht zu 100 % zustimmen.
Ich würde sagen, es gibt Leute, die das nicht zu lernen brauchen, weil sie naturbegabt sind sozusagen.
Ich behaupte aber mal, dass man das sehr wohl lernen kann.
Timing kann man üben.
"Weniger spielen" kann man üben.
Ob das dann jemals so geschmackvoll und inspiriert wirkt wie bei einem Naturbegabten, das sei mal dahingestellt, aber man kann sich schon sehr weit in die Richtung bewegen.
Denn die Ausrede ist nun allzu leicht: Das lerne ich nie, das kann man nur, wenn man begabt ist, das bin ich ja nicht, also darf ich weiter so scheiße spielen.

Nicknack

Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Nicknack » Di 26. Mär 2013, 12:33

Multitone hat geschrieben:Ich kann der Meinung nicht zu 100 % zustimmen.
Ich würde sagen, es gibt Leute, die das nicht zu lernen brauchen, weil sie naturbegabt sind sozusagen.
Ich behaupte aber mal, dass man das sehr wohl lernen kann.
Timing kann man üben.
"Weniger spielen" kann man üben.
Ob das dann jemals so geschmackvoll und inspiriert wirkt wie bei einem Naturbegabten, das sei mal dahingestellt, aber man kann sich schon sehr weit in die Richtung bewegen.
Denn die Ausrede ist nun allzu leicht: Das lerne ich nie, das kann man nur, wenn man begabt ist, das bin ich ja nicht, also darf ich weiter so scheiße spielen.


Ich stimme Du, dass es natürlich möglich (und sinnvoll) ist, dies zu üben, danach zu streben.
"We are all lying in the gutter but some of us are looking at the stars." (Oscar Wilde)
Und faule Ausreden für mieses Spiel sind sowieso öde.

Aber das Irre an denen, die "es haben", ist eben, dass sie es auch spontan, adhoc, in einer Jamsession, bei einem Song, den sie gar nicht kennen, hinkriegen.
Vermutlich reden wir da aber über die "letzten 20 Prozent".
Cheers,

Nick

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Matt 66
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Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Matt 66 » Di 26. Mär 2013, 12:38

Ich gestehe, ich habe das Wort noch nie zuvor gelesen oder gehört. :oops:
Ich denke da spontan auch eher an Taschenbillard...

Nicknack

Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Nicknack » Di 26. Mär 2013, 12:57

Matt 66 hat geschrieben:Ich gestehe, ich habe das Wort noch nie zuvor gelesen oder gehört. :oops:
Ich denke da spontan auch eher an Taschenbillard...

Die Assoziation ist auch gar nicht so abwegig, wenn man an Drummer und Tastenleute denkt.
Da kann man einen Pocket-player nämlich scho rein optisch dan erkennen, dass er manche Sache mit einer Hand in der Hosentasche spielt bzw. spielen kann.
Sieht richtig geil aus, wenn ein Drummer sich mitten in einem 145bpm-Shuffle ne Fluppe anzündet und mit einer Hand weiter rollt.

Noch ein Wort zu den Schwarzen, die da ja alles von Natur aus so toll können:
Das Ganze hat m.E. nichts, aber auch gar nichts mit der Hautfarbe zu tun.
Sondern damit, wie jemand emotional und musikalisch sozialisiert wird.
Es ist kein Zufall, dass sich unter schwarzen Amerikaner(inne)n soviele sehr musikalische Menschen finden, denn die wachsen im Alltag und in der Kirche mit und umgeben von Musik und Musikmachen auf.
Gottesdienste mit 2-3 h Dauer und heftiger Gemeindebeteiligung sind für die normal.
Zudem ist der Umgang mit Emotionen bei nicht-weißen, nicht angelsächsisch-protestantisch-geprägten Kultuern eben ein anderer, offener.
Spruch zu dem Thema:
Was ist der Unterschied zwischen Bierflaschen und Gefühlen?
Bierflaschen musst Du aufmachen, Gefühle musst Du zulassen.
(Robert Gernhard?)

Und das eben auch beim Musizieren: Gefühle zulassen.
Da hindert es eben, allen zeigen zu wollen, wie ausgecheckt Du dieses oder jenes 9/5-Piece myxo-pentatonisch synkopiert bei 598 bpm spielen kannst.
Oder krampfhaft nachdenken zu müssen, wie der Song jezt wohl weitereht.
Oder sich mit dem Entziffern von Noten-oder Textblättern im Bühnenlicht abzumühen.

Paradebeispiel für Pocket-playing:
Standing in the shadows of Motown.
Das sitzen drei(!) sehr gute Gitarristen, und spielen teilweise nur einen abgestoppten Akkord pro Takt.
Oder 2 Single-notes.
Und nie ein Solo.

Ich wünschte, es gäbe diese DVD in einer Version, wo man den ganzen Konzertteil jeweils mit einer Close-up-Kamera auf einzelne Musiker ansehen kann.
Was für eine Lektion und Inspiration für uns alle wäre das!?

Cheers,

Nick

Nicknack

Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Nicknack » Di 26. Mär 2013, 13:13

Nachtrag: Auch das Schulwesen kann da seinen Beitrag leisten, wie beispielsweise in den USA.
Es ist dort vollkommen normal, dass jeder in der Schule ein Instrument lernen kann.
Instrumente sind da, Lehrer auch, ebenso Zeit im Lehrplan.
Und das auch in ganz normalen, staatlichen Schulen.
Dito Tanz, Theater, Sport.
Meine Tochter war davon total begeistert und die geht hier in D schon auf eine Schule, wo diesbezüglich für unsere Verhältnisse extrem viel angeboten wird.

Aber Deutschland muss ja sparen.

Cheers,

Nick

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Aldaron
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Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Aldaron » Di 26. Mär 2013, 13:36

Nicknack hat geschrieben:Aber Deutschland muss ja sparen.


Um es anderen zu geben. Ups, hab ich das jetzt laut geschrieben?

Nicknack

Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Nicknack » Di 26. Mär 2013, 14:12

Aldaron hat geschrieben:
Nicknack hat geschrieben:Aber Deutschland muss ja sparen.


Um es anderen zu geben. Ups, hab ich das jetzt laut geschrieben?

Kein Ding. Ich schätze, das Geld rechnet sich sogar - Export, Absatzmärkte, Zinsen für Euro-Staatsanleihen (die ja auch wir Deutschen brauchen, weil keiner die Eier hat, mal eben 20% aller Privatvermögen zu enteignen, um damit unser Staatsdefizit auf € 0,00 zu bringen), etc.

Ich denke mehr daran, dass hier in Hamburg ein zweistelliger Millionenbetrag im Schulwesen (und ähnliche Summen in anderen Bereichen) eingespart wird, um damit die Elbphilharmoie zu finanzieren.
Nicht, dass ausgerechnet ich etwas gegen Konzertsäle hätte, aber man sollte schon in der Lage sein, die richtigen Prioritäten zu setzen.

Ebenso die Hunderte von Millionen an Steuergeldern, die in das Zuschütten des Mühlenberger Lochs geflossen sind, weil Airbus dort mehr Fläche brauchte.
Von den damals prognostizierten Arbeitspätzen gibt es heute nicht einmal die Hälfte, obwohl Airbus floriert.

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Reinhardt
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Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Reinhardt » Di 26. Mär 2013, 14:21

Nicknack hat geschrieben:
Noch ein Wort zu den Schwarzen, die da ja alles von Natur aus so toll können:
Das Ganze hat m.E. nichts, aber auch gar nichts mit der Hautfarbe zu tun.
Sondern damit, wie jemand emotional und musikalisch sozialisiert wird.
Es ist kein Zufall, dass sich unter schwarzen Amerikaner(inne)n soviele sehr musikalische Menschen finden, denn die wachsen im Alltag und in der Kirche mit und umgeben von Musik und Musikmachen auf.


Paradebeispiel für Pocket-playing:
Standing in the shadows of Motown.
Das sitzen drei(!) sehr gute Gitarristen, und spielen teilweise nur einen abgestoppten Akkord pro Takt.
Oder 2 Single-notes.
Und nie ein Solo.

Ich wünschte, es gäbe diese DVD in einer Version, wo man den ganzen Konzertteil jeweils mit einer Close-up-Kamera auf einzelne Musiker ansehen kann.
Was für eine Lektion und Inspiration für uns alle wäre das!?

Cheers,

Nick


Das trifft auch den Punkt zuvor nochmal, wo es ums Üben geht. Es gibt da ja genug Biographien aus dem Umfeld Motown/James Brown und Konsorten.
Und? Heißt? Auch Schwarze müssen üben! Brown war der Magath der Bandleader. Wurden da in einer Nacht mal ein oder zwei Breaks nicht zu 100 % auf den Punkt getroffen, dann durfte das die ganze Truppe schön brav den nächsten Nachmittag lang trainieren. Bis es saß. Pennte einer wieder abends, gab es die nächste Standpauke. Solche Konzertmitschnitte aus der damaligen Soul- und Funkszene haben eine unglaubliche Faszination, diese Hypnotik des Grooves, das gibt es in dieser Konstellation heute wohl gar nicht mehr im Tanz- bis Pop-Milieu.
Lässig zu wirken ist harte Arbeit, auch für die meisten schwarzen richtig guten Musiker.


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Matt 66
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Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Matt 66 » Di 26. Mär 2013, 14:48

Ja schön. Und was machen wir mit z.B. Vernon Reid? Ich finde, der spielt ziemlich unschwarz.

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Reinhardt
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Re: Sind hier "pocket player" anwesen?

Beitragvon Reinhardt » Di 26. Mär 2013, 15:33

Matt 66 hat geschrieben:Ja schön. Und was machen wir mit z.B. Vernon Reid? Ich finde, der spielt ziemlich unschwarz.

vielleicht wurde er von Weißen aufgezogen?


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