Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

linus
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Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon linus » Do 20. Sep 2012, 17:43

Ausgehend von den Berichten bzgl. Verbot des Verkaufs von Gitarren mit Rio-Griffbrett (seit 1992 gültig, von Importeuren,Händlern und Kunden ignoriert...), hat in der neusten G&B Udo Pipper die Faktenlage - meiner Meinung nach - sehr anschaulich zusammengetragen:

- man kann als Besitzer ein Instrument im privaten Bereich weiterhin spielen - jedoch ist der Wiederverkauf offiziell verboten...! D.h. das man als Besitzer einer 62er Strat, einer 59er RI-Les Paul von 2003 (teilweise mit Rio-Board) oder einer vergleichbaren Customshop-Strat mit diesem Griffbrett diese nur noch "unter der Hand" los wird (quasi als "Bück-Ware" :twisted: ), und dies natürlich zu einem deutlich geringeren Kurs !!
(Der Kamerad von Guitarpoint wird sich ganz schön über den Ankauf der beiden "echten" Les Pauls ärgern: die 250.000,- Euro wird er niemals dafür bekommen!)

Vielleicht werden diese Instrumente dann endlich wieder gespielt - und nicht gehandelt bzw. vitrinuös irgendwo hingehangen...!

Blöd ist nur, das die Gesetzeslage es zuläßt, eine solche Gitarre heimlich zu verkaufen um anschließend dann den neuen Besitzer anzuschwärzen, da er ja den "zertifizierten Kauf" nicht vorweisen kann... anschließend ist die Gitarre im Schredder (oder man zeigt einfach mal den Gitarrenbauer seiner Wahl beim Zoll an - so kann man diese Thematik richtig hinterhältig ausdehnen).

Und wieder mal wünscht man sich, man wohne im europäischen Ausland, wo diese Gesetze auch gelten, aber etwas "entspannter" gehandhabt werden :mad: (98% an diesen Hölzern verschwindet doch im Bootsbau, Möbelbau, als Terasse etc.)

Läster Paul
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Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Läster Paul » Do 20. Sep 2012, 18:13

Für den privaten Bereich ist das nicht so das Problem, das haben nur die Händler. In welche Richtung sich die Preise bewegen wird sich zeigen, für begehrte Dinge, die nur unter der Hand gehandelt werden, können die natürlich exorbitant steigen. Auf der anderen Seite ist es so, das Gitarren als Investitionsobjekt uninteressant werden wenn sie nicht handelbar sind. Insofern ist auch ein Preisverfall denkbar.

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Matt 66
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Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Matt 66 » Fr 21. Sep 2012, 00:18

linus hat geschrieben:...vitrinuös...


Schönes Wort, muss ich mir merken. Ich mag solche Wörter (oder sind`s Worte? Knowi!?).

Zum Thema selbst kann ich nix sagen. Bis meine Alba-Strat Vintage wird, dauert`s noch ne Weile.

Darthie

Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Darthie » Fr 21. Sep 2012, 08:11

Matt 66 hat geschrieben:
linus hat geschrieben:...vitrinuös...


Schönes Wort, muss ich mir merken. Ich mag solche Wörter (oder sind`s Worte? Knowi!?).


Bin nicht Knowi.

Es sind trotzdem Wörter. Da einzeln.

Worte sind z.B. "Sprichworte", also u.U. ganze Sätze.

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Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Mr Knowitall » Fr 21. Sep 2012, 10:48

Genau. Wörter sind linguistische Einheiten.
"Worte" bezieht sich auf den Inhalt einer Aussage. Die Worte Jesu spendeten den armen Sündern Trost.

shredder

Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon shredder » Fr 21. Sep 2012, 23:50

linus hat geschrieben:... anschließend ist die Gitarre im Schredder
...
Nee, bitte nicht im Schredder, lieber beim Shredder... :-)

Stromgitarrenspieler

Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Stromgitarrenspieler » Fr 12. Okt 2012, 11:03

Hi,

ich wundere mich, dass bisher noch keiner hinterfragt hat, warum Pipper auf die Idee kommt, dass Ostinder = Madagaskar ist?? Hier hätte er wohl besser recherchieren müssen, ich finde aber, dass jemand, der wissentlich als Sprachrohr für Vintagefreaks gilt, es hätte besser wissen müssen.
Desweiteren muss man sich wundern, warum gerade No. 1 Gutachten für Vintage-Instrumente ausstellen darf. Das wäre ungefähr so, als wenn Nestle Gutachten für FairTrade-Produkte erstellen dürfte.

Der ganze Artikel stinkt für mich bis zum Himmel, nicht zuletzt, weil Pipper mit keinem Wort erwähnt, warum bestimmte Hölzer nicht mehr eingeführt werden dürfen. Hierfür gibt es Gründe, er aber stellt die Gitarristenzunft als Opfer einer Hetzkampanie hin.

Gruß
Sebastian

KennyXXL

Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon KennyXXL » Fr 12. Okt 2012, 14:42

Habe den Artikel nicht gelesen. Sind explizit nur Griffbretter betroffen? Habe 'ne Klampfe mit Knöppen aus Rio-Palisander....

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Keef
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Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Keef » Fr 12. Okt 2012, 15:13

:haha: Pech - da wird die ganze Klampfe geschreddert…

Han Solo

Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Han Solo » Fr 12. Okt 2012, 15:45

Ich verstehe die Rechtslage nicht. Wenn ich jetzt ne Gitarre aus Rio-Palisander verkaufe, macht das den Baum doch auch nicht mehr ganz. Die sollten gegen diejenigen vorgehen, die ganz am Anfang der Kette stehen: Holzfällunternehmen und Vertriebe, die in großem Stil Raubbau betreiben. Aber was bringt es, ein totes Stück Holz zu zershredden, dessen Baum schon seit Jahrzehnten weg ist? Als ob ein privater Gitarrenspieler zur internationalen Holzmafia gehören würde. Und ein Verbot wird den Handel nicht einschränken, sondern nur zur Etablierung eines Schwarzmarkts führen.


7enderman

Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon 7enderman » Fr 12. Okt 2012, 22:07

übrigens wird es die Vintage Gitarren, die schon in der EU sind sowieso nicht betreffen.
Generell ist das noch ein weißer Fleck in der Rechtslage, da weder 1959 noch 60 irgendwas an
Holz geschützt war.
Für solche Dinger wird es sicher immer Ausnahmemöglichkeiten geben.

Wenn nicht würde es ja im Umkehrschluss auch heissen müssen, das es keinen Oldtimer
mehr auf den Strassen geben dürfte, da die ja den aktuellen TÜV und Abgasbestimmungen
nicht genügen.

Bei den Preisen geht es eh die letzten Jahre eher abwärts, bis auf die wirklich excellenten Exemplare
wie z.B. "Sandy" oder "Gladis"
Und da der Mensch immer am liebsten das hat was verboten is seh ich auch keinen Grund für Preisverfall

Viel mehr sehe ich nun einen reichlichen Aufschwung beim Handel mit gefälschten oder gekauften Cites
Papieren kommen.
Für all die, die ihre Schätze nachträglich "legalisieren" wollen

Läster Paul
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Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Läster Paul » Sa 13. Okt 2012, 00:42

Grob gesagt ist es so, das Gegenstände, in denen Rio verbaut worden und die vor 1947 hergestellt sind frei handelbar sind. Für alles danach ist der Handel von der EU her eingeschränkt. Händler dürfen unter Artenschutz stehende Gegenstände gar nicht in die EU einführen, für Privatnutzung gibt es Ausnahmen. Darunter fallen auch alte Gitarren(Wenn ich die Verordnung richtig verstanden habe). Warum das so ist, bleibt Geheimnis der Eu- Bürokraten. Das ist seit 1992 so, bislang waren die Behörden da wohl nur nicht sensibilisiert.
Die exorbitanten Preissteigerungen der Vintage-Instrumente werden auch durch Leute verursacht, die eine Gitarre nur als Wertanlage sehen, mit der eine bestimmte Rendite zu erzielen ist, die können vielleicht nicht mal darauf spielen. Solche Leute steigen in unsicheren Lagen sofort auf etwas anderes um, von dem her ist ein Preisrückgang wahrscheinlich. Das eine 59er LP in drei Jahren für 1200Euro zu haben ist, wird aber auch nicht der Fall sein.

Stromgitarrenspieler

Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Stromgitarrenspieler » So 14. Okt 2012, 12:36

Hi,

sehr viele Gitarrenbauer passen jetzt sehr auf. Auf meine Frage, was er jetzt mit seinen Rio-Boards anfängt, sagte ein Kollege, dass er versucht CITES-Papiere zu bekommen (das geht nur über Leute, die nachweislich einen alten Bestand haben und bereit sind, diesen auf dem Papier zu verkleinern, da es ja nur für die eingetragene Menge Papiere gibt.), aber falls nicht, sagte er, kloppt er das Zeug halt in den Ofen. Ich selbst werde kein Rio mehr verbauen, das ist mir einfach zu heikel, außerdem ist das Geschäft mit solchen Hölzern meistens wirklich mafiös, zumindest habe ich nie einen kennengelernt, der mir Rio verkaufen konnte, mit dem ich ansonsten gerne was zu tun haben wollte.

Ich finde generell, dass dieses Thema falsch angegangen wird. Das Problem sind nicht die alten Bestände, die nicht mehr aufgebraucht werden, solange die Nachfrage für Rio groß ist, wird sich an der Sache nichts ändern, hierbei muss man sich an der eigenen Nase fassen. Ob ich auch einen alten Bestand habe ist egal, ich verbaue das nicht mehr, basta. Mal ganz abgesehen davon, dass ich bisher wirklich wenige Rio-Boards gesehen habe, die für mich persönlich in Frage kämen. Die meisten sind drehwüchsig ohne Ende oder Flader (was einfach nur gut aussieht), von guter Qualität ist schon auf den ersten Blick nichts zu sehen, und wer sich schonmal mit Steifigkeit (nicht Härte) von Hölzern auseinander gesetzt hat, und die Schallgeschwindigkeit bei Hölzern mit einem Luccimeter gemessen hat, der kann mir hier nur beipflichten. Ein Ostinder mit perfekt stehenden, geraden Jahren stellt die meisten Rio-Boards in den Schatten, nur schade, dass die Pippers so wenig von Holz verstehen, sonst würde ein Umdenken schon bald Realität werden.

Gruß
Sebastian

linus
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Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon linus » So 14. Okt 2012, 12:47

"Ein Ostinder mit perfekt stehenden, geraden Jahren stellt die meisten Rio-Boards in den Schatten, nur schade, dass die Pippers so wenig von Holz verstehen, sonst würde ein Umdenken schon bald Realität werden."

Da stimme ich Dir eindeutig zu :up:

Dazu wird gerne die klangliche Komponente vergessen: ein fast schwarzes Rio-Board (mit hohem Öl-Anteil) ist absolut höhenlastig, d.h. leimt man dieses auf einen Ahorn-Hals, ist das klanglich das Höhen-Monster - und das muß man mögen... :sick:
Auch aus Sound-Gründen ist da der Ostinder zu bevorzugen !!

Die Tatsache, daß die alten "Originale" von Gibson und Fender (bis 1965) alle Rio drauf hatten lag einfach daran, das es damals nix kostete, sprich billig zu haben war !

Und gerade der Herr Pipper sollte sich daran erinnern, das er ja sogar in G&B seine "Historic-Conversion-made-in-Bavaria" ausführlich dokumentierte - und war da nicht auch das Rio-Board essentieller Bestand der Klangveränderung (zusammen mit Knochenleim aus tausendjährigem Bestand sowie eines Lackes aus gut abgehangenen Lümmel-Leders... :mrgreen: )

Proxmax

Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Proxmax » So 14. Okt 2012, 13:43

hier mal der IRW-hals meiner McRosie.
sieht hier etwas "roh" aus, ist aber perfekt glatt.
haptisch ein traum!

Bild

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Keef
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Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Keef » So 14. Okt 2012, 15:09

Hi ihr Gitarrenbauer,
anstatt zu verfeuern, wär es doch möglich das Holz trotzdem - oder? (Ja - is jetz natürlich ökonomisch unkorrekt vom Keef :oops: )
Aber warum nicht der Gitarre das geben was noch da is? Geht das nit als "Standardpalisander" durch. :dontknow:
Ma ernsthaft - besser als ein heimisches Kaminfeuer allemal.

:nono: - ich erwarte keine ehrliche Antwort…

Keef

Läster Paul
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Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Läster Paul » So 14. Okt 2012, 15:58

linus hat geschrieben:Die Tatsache, daß die alten "Originale" von Gibson und Fender (bis 1965) alle Rio drauf hatten lag einfach daran, das es damals nix kostete, sprich billig zu haben war !

Und gerade der Herr Pipper sollte sich daran erinnern, das er ja sogar in G&B seine "Historic-Conversion-made-in-Bavaria" ausführlich dokumentierte - und war da nicht auch das Rio-Board essentieller Bestand der Klangveränderung (zusammen mit Knochenleim aus tausendjährigem Bestand sowie eines Lackes aus gut abgehangenen Lümmel-Leders... :mrgreen: )


Ja, und das geriegelte Ahorn war auch billiger als ungeriegeltes,weshalb es für die Gitarren eingekauft wurde. Besseres Holz bedeutet aber nicht automatisch einen besseren Klang. Genauso wie Mahagoni bei Gibson für die Les Paul nur deswegen verwendet wurde, weils billiger war als ein paar Löcher zur Gewichtserleichterung in den Korpus zu bohren.

Das diese Makeover Geschichten nicht funktionieren kann man sich denken. Der Udo hatte das auch gemerkt und etwas vorsichtig umschrieben. In einer anderen G&B hat er das später dann direkt zugegeben, das es so ist.
Nur ist das natürlich der Makeover-Gemeinde im Netz kein Wort wert.

Proxmax

Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Proxmax » So 14. Okt 2012, 16:34

Läster Paul hat geschrieben:Ja, und das geriegelte Ahorn war auch billiger als ungeriegeltes,weshalb es für die Gitarren eingekauft wurde.

woher hast du diese weisheit, die ich für ein gerücht halte?

Läster Paul
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Re: Das Ende des Vintage-Preis-Wahns...

Beitragvon Läster Paul » So 14. Okt 2012, 16:39

Steht wohl in irgendeinem Buch. Warum soll das ein Gerücht sein?


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