Oh jee, da habe ich ja was angerichtet.
Und nein, ich habe nicht davon geträumt, meine Les Paul per Alu-tail-piece in die klangliche 150.000-Euro-plus-Region zu pimpen.
Auch "der Originalsound" ist nicht das, was ich suche, dazu klingen die einzelnen Vintage-Gitarren ja schon viel zu unterschiedlich.
Im Sinne von: Welchen Originalsound hättense denn gern?
Zudem: Will man nun eine 1959er, die klingt, wie sie 1959 geklungen hat?
Oder wie sie 1968 oder 1973 tönte? Oder heute tönt?
Fragen über Fragen.
Last not least: jajaja, der Ton kommt aus den Fingern.
Da ich aber nur 1964er Flossen anbieten kann, ist 1959er Sound, der naturgemäß eher 1940er - 1950er-Hände erfordert, ja sowieso nicht drin.
Und brauchen,brauchen brauchen, menno: wer nur hat, was er braucht, ist doch arm.
Oder eben reich - kommt eben wieder auf die persönliche Philosophie an.
Aber was Flo über die Resonanzfrequenzen des Holzes bzw. der Konstruktion schreibt, sehe bzw. höre ich auch so.
Resonanzfrequenzen = die Frequenzen, die Holz bzw. Konstruktion am stärksten im Schwingungen versetzen, entsprechend also am leichtesten aus der Saiten-Schwingungsenergie entnommen werden.
Singt mal einen aufsteigenden Ton in das Schalloch einer Akustikgitarre - bei einer bestimmten Frequenz fängt die wie blöde an zu schwingen. Das ist eben die Resonanzfreunenz dieser Gitarre. Ovation hat diese Frequenz (früher?) für jedes Instrument einzeln ermittelt und mit auf das Label im Body geschrieben.
Kleine Dienstleistiung für die Mischpultis, dann wüssten die schon mal so ungefähr, wo sie die Mittenabsenkung setzen mussten, damit die Dinger nicht bollering klingen oder gar rückkoppeln.
Schönes Beispiel in dem Zusammenhang auch eine Gitarre, die ich mal in so einen Gear-Porn-Buch gesehen habe.
Hals aus ultra-super-duper-harten (vermutlich auch noch quartersawn und gesperrtem) Ahorn, Body aus Marmor(!), aus dem Massiven gefräste Brücke (Metall weiss ich nciht mehr).
Kommentar: endloses Sustain, sehr gewöhnungsbürftiger Sound und vom Gewicht wollen wir mal schweigen.
Mir fallen da noch andere Absonderlichkeiten ein, die ich mir mit dem Streben nach Deadspot-Vermeidung oder Sustain-Maximierungs erkläre (manches macht(e) man wohl auch, um das Verziehen von Holz zu verhindern):
- die Plexiglas/Acryl-Instrumente von Dan Armstrong (knallhart, schwingt kaum, verzieht sich auch nicht, und sieht sehr speziell aus)
- Hälse mit Aluminium-Einlage oder komplett aus Alu (letzteres spielt sich supergruselig und klingt auch so)
- die 80ties-Messing-Hardware-Geschichte, die zumindestens bei Rockinger gerade ein kleines Revival erlebt.
- die Verwendung von Karbon im Instrumentenbau, angefangen bei Ovation und Steinberger.
- Mini-Korpus- und/oder Headless-Instrumente. Die Masse des Instruments (Kopfplatte, Korpus) wird verringert, was die Resonanzfrequenz verändert und zum zweiten weniger Material bietet, welches überhaupt Schwingungsenergie aufnehmen kann.
Denn Energie
haben will in der Natur ja nichts und niemand. Alles strebt nach dem energieärmsten Zustand und "wehrt sich" entsprechend, Energie aufzunehmen. Wo nun also nichts ist, nimmt auch nichts Energie auf. Folglich bleibt die Energie in der Saite, bis sie an die Luft weitergegeben werden konnte. Und das dauert.
- Fat-heads, also diese Messingplatte, die man hinten an Kopfplatten dranschrauben kann, um die Halsmasse zu erhöhen. Soll Deadspots mildern und/oder verschieben.
- Klassische Lap-steel-guitar: fettester Square-neck, minimale Gesamtmasse (da kein wirklicher Korpus), also auf Leersaiten oder bei entsprechend massreicher Slide-bar Obertöne ohne End und beachtliches Sustain.
Was aber nun wie klingt? Versuch macht kluch, Nach- bzw. Vordenken hilft.
Und was besser ist? De gustibus non est disputandum.
Bloß Dead-spots, also, die hasse ich wirklich, besonders bei Bässen und Akustikgitarren.
Cheers,
Nick